25.08.2022
Lindau – Bödele – Bezau – Hochtannbergpass – Holzgau 97 km, 1917 hm
An einem strahlenden Spätsommermorgen stand ich am Bahnsteig von Friedrichshafen Ost und wartete auf die Regionalbahn mit Thea drin. Die beiden kamen, ich erwischte auch die richtige Seite fürs Fahrrad, das hatte schon mal geklappt.
Wir wollten uns die ersten 25 flachen km am See entlang ersparen, hatte man diese doch schon so oft befahren. In Lindau begonnen wir deswegen unsere Tour, selbstverständlich mit einem Foto vor dem Löwen auf dem Hafenpodest.
Bis Dornbirn war noch genug flache Warmradelstrecke geboten. Die zwar auch nicht aufregender ist wie von uns nach Lindau, aber wir wollten nicht direkt in die Kletterei einsteigen.
Dieselbe beginnt in Dornbirn doch recht abrupt. Eben noch flach im vom Gletscher glattgehobelten Seetal entlang gerollt, machen die Alpen östlich von Dornbirn ziemlich deutlich ernst. Von jetzt auf gleich rasselt der Gang in einen prozenteverträglichen Ritzelbereich, wo er eine ganze Weile konsequent blieb.
In steilen Kehren führt die Bödelepassstraße aus Dornbirn heraus. Als Vorortbewohner hätte ich hier vermutlich ein E-Bike. Eine ganze Weile ist man noch mit Kurbeln im Ort beschäftigt, als erste Belohnung steht eine Kapelle am Hang, auf deren Treppe wir die Aussicht genossen und einen ersten Riegel tankten. Hier endet auch die alternative Zufahrt durch ein Wohngebiet weiter nördlich. Von oben steht allerdings ein Schild, das vor Gefälle von bis zu 22% warnt – erwähnte ich schon, dass die Alpen hier plötzlich ernst machen?

Weiter ging’s, immer ziemlich gleichbleibend steil um die 10%. Ambitioniert und frisch wie wir waren, war der Drops (selbstverständlich mit leichtem Weinen) jedoch bald gelutscht und wir konnten unser erstes Passfoto schießen. Tatsächlich war das Liegerad zuerst auf dem Pass und konnte die Bergankunft des Rennrads dokumentieren.
Die Abfahrt in den Bregenzerwald ergießt sich in weit schwingenden Kurven durch saftig grüne Wiesen. Schnell ist man dort unten, der Höhenunterschied ist doch noch nicht so gewaltig. Sofort fanden wir den hervorragend angelegten Fahrradweg, auf dem wir zunächst bis Bezau rollten.

Wo wir unter einer riesigen orangeroten Markise praktischerweise fast direkt an der Landstraße eine Mittagsrast machen konnten. Stärkung tat Not, der größte Teil der Hausaufgaben stand mit dem Hochtannbergpass noch an.
Gut gestärkt und ebenso gelaunt gingen wir es an. Zunächst noch einige Kilometer ziemlich flach bis Schoppernau, immer schön auf dem vom Verkehr getrennten Fahrradweg. Nach einem weiteren kurzen Stopp mit Fußbad in der Bregenzer Ache machten wieder einmal die Alpen ernst und die Passstraße wurde zu einer solchen.
Bis Schröcken war die Welt noch in Ordnung. Bergauf, aber gut machbar. Gemeinerweise zeigte die Passstraße danach noch ganz schön ihre Zähne. Die Steilheit nahm abrupt schonungslos Dorf zu und war bis zur Passhöhe eigentlich durchgängig als gemein zu bezeichnen. Darüberhinaus war es ja schon unsere zweite Aufgabe, was uns unsere Beine etwas beleidigt zu verstehen gaben. Wir mussten ganz schön weinen und viele Päuschen machen.

Um ca. 17:00 war die Heulerei dann aber beendet und wir fanden uns auf einem wunderschönen Passplateau wieder. Beeindruckende Gipfel links und rechts und ein See auf der hier schon baumlosen kleinen Ebene. Kein Fitzelchen Schnee zu sehen nach diesen vielen warmen Wochen.

Die Abfahrt dann wieder euphorisierend: gerade für das Liegerad waren breite lange Rampen dabei, auf denen mein Messgerät einmal knapp 80 km/h maß. Hinab in das schöne Lechtal ging es, von dem ich feststellte, dass ich noch nie dort gewesen war. In Holzgau war die Etappe beendet. Im Hotel Vera Monti wurden schöne Lage, ruhige Unterkunft und richtig schönes Essen geboten. Ein spektakulärer Auftakt fand hier sein würdiges Ende.