Archiv der Kategorie: Kurzreise

Schwarzwald und Rennrad – Tag 2 von 4

Der Regen hatte aufgehört, die Prognosen versprachen uns zumindest einigermaßen trockenes Wetter. Die geplante Tour über Schauinsland und Weiherkopf konnte stattfinden.

Nach etwa einer Stunde mit mäßigen Anstiegen ging es nach Langackern hinauf zum erstan Mal zur Sache. Nicht sehr lang, aber teilweise recht steile Rampen empfingen uns umrahmt von sattgrünen Wiesen (ja, es hatte geregnet). Hier staffelte sich das Feld das erste Mal: unsere zwei Schweizer Bergziegen Andreas und Hanspeter völlig unbeeindruckt von jeglicher Steilheit vorneweg, dann Regina, die eigentlich noch nie wirklich Rad gefahren war aber offensichtlich so effizient im Spinning Kraft gebolzt hatte, dass sie wenig nach den Bergziegen eintraf. Und Henni, unseren Guide, der mal hinten, mal vorne war. Ich war an diesem ersten Aufstieg mit Uwe unterwegs. Uwe hatte an einer entscheidenden Stelle offensichtlich keinen Sichtkontakt zur Führungsriege und fuhr an einer Abzweigung gerade aus. Ich vertraute ihm blind und kurbelte hinterher. Blöderweise sahen wir nach etwa hundert Metern weiter oben den Rest der Gruppe auf der anderen Seite des kleinen Tals stehen und auf uns warten und außerdem von oben Hans, wie er als letzter der Gruppe die richtige Abzweigung nahm und zu diesem Zeitpunkt doch nicht Letzter war. Gut, schön war es dort, aber nichtsdestotrotz mussten wir diesen Abstecher wieder hinunter und auf der anderen Seite genauso steil wieder raufkurbeln.

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Schöne Aussicht auf lauschige Schwarzwaldweiden. Nur leider war der Rest der Gruppe auf der anderen Seite.

Nach dieser ersten steilen Rampe war bald die Schauinslandstraße erreicht. Nach einigen steilen Metern am Anfang sollte es 10 Kilometer mäßig ansteigend hinauf gehen. Ein Rollerberg, wie Henni meinte. Ich bemühte auch tatsächlich quasi nie meine wunderhübsch leichte Bergübersetzung. Lang war er allerdings schon. Und wieder kam ich nach den Bergziegen und Regina an, allerdings war der Unterschied wohl nicht sehr markant. Die Spitze des Mittelfelds zu bilden gibt auch kein ganz schlechtes Gefühl.
Sehr feucht war es inzwischen doch wieder geworden, gepaart mit einer recht unfreundlichen Temperatur. Zum Glück hatte das Gipfelrestaurant offen, wo es eine sehr willkommene Flädlesuppe gab. Nach der schönen langen Pause zogen wir allerdings alles an, was das Leichtgepäck hergab (in meinem Fall nicht wirklich viel), um die kalte und nasse Abfahrt nach Todtnau lebendig zu absolvieren.

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Auf dem Schauinsland angekommen. Leider wieder sehr feucht und trübe. Großartig ins Land schauen konnte man eher nicht.

Dann ging es durch das Wiesental leider oft auf stark befahrener Bundesstraße, manchmal aber auch parallel sehr lauschig auf der alten Straße hinunter und dann wieder das schöne kleine Wiesental hinauf, das wieder sehr ruhig war. Ein weiterer Hügel war zu überwinden – der Weiherkopf – um dann im Münstertal zu landen, was uns direkt nach Bad Krozingen zurück führte. Eine lange Abfahrt auf entsetzlich schlechter Straße, dafür kein Verkehr. Sehr pittoresk, das Münstertal, man sollte es allerdings eines Tages hinauf fahren, dann bekommt man vermutlich mehr von der Schönheit mit.

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Schwarzwald und Rennrad – Tag 4 von 4

Und tatsächlich schien sich wettermäßig noch am letzten Tag das Schicksal zu wenden: trockene Straßen, aufgelockerte Bewölkung und kein Niederschlag in der Prognose. Kaum zu glauben.

Für den letzten Tag stand eine kürzere Runde über den Kaiserstuhl im Programm. Also Schwarzwald heute nur als Anblick aus der Ferne – der Kaiserstuhl ist ja eine Erhebung vulkanischen Urprungs mitten im Rheintal.

Durch letzteres rollten wir also zunächst nordwärts. Die erste weinbaugeschwängerte Erhebung war allerdings der Tuniberg, dem wir auch ein wenig auf das nicht sehr hohe Dach kurbelten. Trotzdem gab es einen schönen Ausblick in die Ebene, auf den vor uns liegenden ebenfalls weinbaugeschwängerten Kaiserstuhl und auf die Vogesen nach der ersten kleinen Kurbelei.

Auf dem Juniberg mit Blick auf den Kaiserstuhl.

Auf dem Tuniberg mit Blick auf den Kaiserstuhl.

Dann an den Fuß des Kaiserstuhls, genauer gesagt an dessen Ostseite. Über die Schellinger Höhe ging die Route. Ein auch wieder hübsch steiles Rämpchen, allerdings war der Schmerz bald überstanden. Die Höhenunterschiede sind doch eher gering. Henni machte den Vorschlag, noch einen Abstecher nordwärts  zuerst nach Kiechlinsbergen und dann noch wieder südwärts nach Bischoffingen zu machen, jeweils über einen Hügel. Da es noch früh am Tag war und das Wetter tatsächlich ziemlich schön waren alle ziemlich schnell überredet. Und so ging es mitten durch steile terrassierte Weinhänge kurvenreich auf und ab. Fast erinnerte die Gegend an chinesischen Terrassen-Reisanbau. Und immer wieder Ausblicke auf diese gegenüber dem Schwarzwald bemerkenswert andere Landschaft.

Im Kaiserstuhl. Auch hier kurze Klettereien auf Serpentinen.

Im Kaiserstuhl. Auch hier kurze Klettereien auf Serpentinen.

Pausenziel war Breisach, wo wir den Elsässer Hof exakt um 12:00 Uhr erreichten. Gute badische Küche und vor allem Wurstsalat in vielen verwirrenden Varianten, die wir mit etwas Mühe auf die bestellenden Personen verteilt bekamen.

Nun blieb nur noch der flache wenige Kilometer umfassende Rückweg nach Bad Krozingen, die schnell abgekurbelt waren. Eine tolle Reise, hervorragend geplant und organisiert von bike4passion, mit einer klasse Gruppe und netter und kompetenter Führung durch Henni. Das hat sehr viel Spaß gemacht!

Schwarzwald und Rennrad – Tag 3 von 4

Der Morgen zeigte sich wieder sehr grau und etwas unfreundlich mit einem kühlen Wind. Leider versprachen die Wetterprognosen auch für diesen Tag diverses Geschauer. Trotzdem wurde am Plan, den Kandel unter die Räder zu nehmen, nicht gerüttelt. Man hoffte allgemein auf die Schauerpausen, beziehungsweise dass diese jeweils länger seien als die Schauerdauern.

Zunächst wurde Freiburg auf flacher Strecke umradelt, das erste Etappenziel für den Einstieg zum Kandel war in Waldkirch. Es regnete zwar gerade eben nicht mehr, irgendwie fuhren wir hinter einem Schauer auf nasser Straße her, und die wohlbekannte Spritzwassernummer meistens mitten ins Gesicht war doch wieder sehr dominant.

Auch der Anstieg zum Kandel ist 10 km lang, allerdings eher so vom Charakter dauersteil. Wir wurden im Vorfeld mehrfach von Henni vor diesem unbarmherzigen Berg gewarnt.

Am Abzweig wurde das auch gleich deutlich. Steil. Die Straße flachte aber immer wieder auf erträgliches Maß ab. Sehr angenehm war der Verkehr, weil nämlich quasi nicht vorhanden. Und gleich nach den ersten Höhenmetern sehr schöne Gegend mit einsamen Höfen in grünen Hügeln umrahmt von Wald. Zeitweilig kam sogar die Sonne durch und ließ die nasse Straße glänzen.

Steil war es schon hin und wieder.

Steil war es schon hin und wieder.

Nach der ersten der nur vier Kehren dann merklich die angkündigte 15%-Rampe, die etwa einen Kilometer nicht nachlässt. Hier war ich über meine Bergübersetzung doch froh. Aber ohne umzufallen kurbelte ich hinauf und die Straße war danach auch nur noch selten so steil. Und irgendwann war man dann oben. Wo es natürlich mal wieder zu regnen begann und zwar deutlich oberhalb jeglicher zu ignorierender Tröpfelgrenze. Sicht natürlich mal wieder suboptimal.

Wir fuhren nach St. Peter ab, wo im Café St. Martin Uwe und Hans auf uns warteten. Sie waren das Glottertal hinauf gefahren und wärmten uns schon mal das Café vor. Zur Belohnung gab es sehr guten Kuchen – unsere Bergziegen tankten mit Schwarzwälder Kirschtorte für die restlichen Höhenmeter auf.

Noch ein wenig hinauf nach St. Märgen ging es mit doch immer wieder einigen zaghaften Versuchen der Sonne sich durchzusetzen. Immerhin sehr schön aussichtsreich ist diese Hochfläche, und es lockerte etwas auf und wir hatten doch ein paar Gelegenheiten mit schönen Ausblicken.

St. Märgen mit einem Hauch von Sonne.

St. Märgen mit einem Hauch von Sonne.

Eine schöne Abfahrt nach Freiburg auf wesentlich besserer Straße als am Tag zuvor folgte. Durch Freiburg war in dichtem Verkehr noch einmal ganze Konzentration erfordert, bevor wir bald Bad Krozingen wieder erreichten. Auch das war wieder eine sehr schöne Tour, für das Wetter und die dauernasse spritzwasserspendende Straße (es knirscht zwischen meinen Zähnen!) kann ja keiner was ;-).

Schwarzwald und Rennrad – Tag 1 von 4

Urlaubstage waren noch übrig gewesen und ein neues Rennrad erweitert seit kurzem meine Sammlung essentieller zweirädriger Fortbewegungsmittel. Nach kurzer Recherche im Internet fand sich mit bike4passion ein Anbieter, der versprach, eine überschaubare Gruppe Gleichgesinnter in vier Tagen über Schwarzwaldhöhen und Kaiserstuhlhügel zu führen. Level drei, das sollte einer täglichen Maximalauslegung von knapp 2000 Höhenmeter mit maximal ungefähr 100 Kilometern enstprechen. Mit meinem neuen roten BMC-Flitzer, was scheinbar von alleine Steigungen hinauffliegt, sollte das kein Problem sein.

Das Basecamp war in Bad Krozingen. Nicht wirklich der aufregendste Ort im Südbadischen, aber sehr günstig mit einem Bahnhof versehen, von dem aus das Hotel in wenigen Minuten zu erreichen war. Am Ankunftstag war das ein Segen, da ich zwar noch bei schönstem föhnig angewärmten Sonnenschein starten konnte, aber mit jedem Kilometer weiter westlich der Bedeckungsgrad mit regenschwangerer Bewölkung zunahm. Bei Ankunft war deutlichster Dauerregen gegeben.

Mein Entschluss stand fest. Bei diesem Wetter würde ich nicht schutzblechlos ohne Sinn und Verstand durch die Gegend fahren. Das tat ich bei der ersten vereinbarten Zusammenkunft am Hotelparkplatz kund. Da ich dann aber doch fast sofort in mein Zimmer konnten und mir schon der eine oder andere radsportmäßig gekleidete Mensch begegnete, zog ich mich doch auch mal radsportmäßig um. Gruppendynamik. Und begab mich zur Vorbesprechung der ersten Tour.

Aufgrund des Wetters wurde diese um 30 km und die markante Bergwertung, die am ersten Tag geplant gewesen wäre, reduziert. Es schüttete immer noch. Ich wiederholte meinen Entschluss, bei diesem Wetter nicht fahren zu wollen. Als dann der Rest der insgesamt sieben Radler zählenden Mannschaft auf ihre Carbonfeilen stieg, entschied ich doch noch mal spontan um. Die einzige Memme wollte ich dann ja doch nicht sein.

50 km standen also auf dem Programm, im wesentlichen Flachetappe. Das Landschaftserlebnis hielt sich in stark umrissenen Grenzen. Nicht nur sah man aufgrund der tief hängenden Bewölkung sehr wenig von der Gegend. Durch das Spritzwasser vom Vordermann, was neben der Schüttung von oben für einen zusätzlichen Duscheffekt und zwar direkt von vorne ins Gesicht sorgt, war durch die verspritzte Brille auch fast nichts von der wenig zu sehenden Gegend wahrzunehmen. Wir wurden immer mal wieder darauf hingewiesen, dass jetzt rechts die Vogesen zu sehen seien und links der Schwarzwald mit der ausgelassenen Bergwertung.

Die Gruppe beschloss, dass kein Pausenstopp eingelegt werden sollte und legte das Ziel der Tour auf die warme Dusche im Hotelzimmer. Weil irgendwann völlig egal war, wie viel oder wenig Regenkleidung man an sich hatte – man war nach spätestens einer halben Stunde auch inwendig nass.

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Am Ziel, wenige Meter von der heißen Dusche entfernt

Welche wir dann auch am frühen Nachmittag erreichten, für einige gerade zum richtigen Zeitpunkt, bevor sich erste Erfrierungserscheinungen manifestieren konnten. Selten kann man eine warme Dusche so genießen. Beeindruckend auch die feine Sandschicht, mit der der Sportler plus Geräte überzogen waren inklusive einem leichten Knirschen zwischen den Zähnen. Nicht schön, aber mal wieder Heldenpunkte gesammelt.

Am Main

Wieder einmal Seminar in Lohr. Was ja bekanntermaßen am Main liegt. An dem ein Radweg entlang führt, der mir wärmstens empfohlen wurde. So entstand der Plan, den Anreisesonntag auf einem Teilabschnitt des Mainradwegs für ein wenig Radtour zu nutzen.

Als Startort wählte ich Ochsenfurt. Auch für diesen Ort wird ein Besuch wärmstens empfohlen wegen der außerordentlich pittoresken Altstadt. Darüber hinaus findet man von der Heimat Zugeverbindungen, die zu einigermaßen christlichen Zeiten anzutreten sind und dennoch einen ganzen Nachmittag Zeit lassen für derartige Aktivitäten.IMG_1392

Die Bahnanreise gestaltete sich fast komplett tiefenentspannt. Ich musste sogar an den zumeist nicht barrierefreien Bahnhöfen nicht einmal den Bahnsteig wechseln. Einzig der Ausstieg aus dem IC in Ansbach gestaltete sich etwas hektisch, da ich von der Ankunft im Bahnhof überrascht wurde und mal eben durch sechs Waggons hechten muste, um außer mir auch noch mein Fahrrad rechtzeitig aus dem Zug zu bekommen.

Ochsenfurt ist in der Tat ein sehr hübsches Städtchen. Bevor ich mich auf die Strecke setzte, mäanderte ich noch ein Weilchen durch die Gassen.

IMG_1384Dann aber ab auf die Piste. Gleich gefunden, da vorbildlich beschildert. Ich hege ja gewisse Ressentiments gegenüber Fernradwegen: oft seltsame Streckenführungen gepaart mit immer wieder ruppigen Oberflächen. Aber der hier: exzellent! Meistens flauschiger neuer Flüsterasphalt, direkt am Fluss gelegen und fast komplett autofrei. Fast schon ein Bicycle Super-Highway, weil auch breit genug, dass man immer eine Überholspur hat.

Landschaftlich ebenfalls sehr lohnend, immer wieder nette Orte mit putzigen Kirchtürme. Sehr schön, dieses Franken.

IMG_1403Die Mittagspeisung nahm ich in der „Goldenen Gans“ in Würzburg ein. Allerdings gab es an Geflügel nur Huhn und nicht etwa Gans, wie der Name vermuten hätte lassen. Ein schön schattiger Biergarten direkt am „anderen“ Ufer des Mains gelegen, dafür mit Blick auf die Altstadt. Und direkt an einer Schleuse, in die sich auch live eines der Mainschiffe hinein versenkte. Spektakulär, weil es gerade so in die Schleusenkammer passte ohne an die Wände zu schrammen.

IMG_1404Bis Zellingen waren die visuellen Eindrücke sehr stark eingeschränkt auf das Hinterrad meines Vordermannes. Ich hatte mich in den Windschatten eines Dreiergrüppchen netter älterer Herren auf dem Rennrad gehängt. Dafür war meine Klingel mitunter sehr brauchbar – auch an diesen Rennrädern waren die Klingeln eingespart worden und die netten älteren Herren versuchten sich sonst immer, durch Pfeifen bemerkbar zu machen.

IMG_1409Vor Gemünden beschreibt der Main eine deutliche Linkskurve wieder Richtung Süden. Er ist hier deutlich zwischen den Spessarthügeln eingeschnitten. Landschaftlich auf diesem Streckenabschnitt der schönste Abschnitt.

Ein bisschen Abkühlung von oben war gegen Ende der Etappe im Programm. Einen kurzen, aber kräftigen Schauer wetterte ich in den Rathausarkaden von Gemünden ab. Die letzten Kilometer bis Lohr waren von leichtem Getröpfel begleitet. Bei den momentanen Temperaturen aber eher Segen denn Fluch.

Sehr empfehlenswert, der Main-Radweg!

Operation Alpensturm: Teil 5 – Ausrollen

Immerhin hatte ich den Albula heute morgen noch einmal. Bei schönstem Sonnenschein. Allerdings mit dem geliehenen Automobil unserer unglaublich netten Hoteliers des „Weißen Kreuz“in Bergün, die sich wunderbar für meinen stehen gelassenen Rucksack engagierten. Und tatsächlich war er noch oben auf dem Hospiz, die Wirtsleute hatten ihn sicherheitshalber ins Haus gestellt und waren dann zum verdienten Feierabend ins Tal gefahren. Ich ließ unseren Hotelleuten selbstverständlich ein großzügiges Sprit-Trinkgeld da.

Heute morgen am Albula - den gibt es auch in schönem Wetter.

Heute morgen am Albula – den gibt es auch in schönem Wetter.

Etwa eine Stunde später als üblich – immerhin schlussendlich nicht mehr – starteten wir. Die Richtung heute war nur noch abwärts – zunächst ins Rheintal nach Thusis, von dort weiter nach Chur, von dort jeder mit seinem Zug nach Hause.

Bis Thusis verläuft die nationale Radroute durch das Tal der Albula. Ein schönes Tal, teilweise durch eine spektakulär enge Schlucht. Allerdings gibt es oft nur die Hauptstraße, auf der auch die Radroute entlang führt, was trotz des nicht übermäßigen Verkehrs doch recht stressig ist. Man konnte das schöne Tal also nur wenig genießen. Hinter Alvaschein muss man sich sogar zwei ausreichend lange Tunnels mit allem restlichen Verkehr teilen. Wer das schon mal mit dem Fahrrad gemacht hat, weiß: Vorhof der Hölle ist akustische Wellness gegen das Gebrüll von LKWs und Motorrädern im Tunnel.

Bei Thusis wird der Hinterrhein auf enger schwankender Hängebrücke gequert. Also ich habe drüber geschoben 😉 Danach verläuft die Radroute 6 weiter Richtung Chur auf Wirtschaftswegen. Oft trotz Asphalt ein sehr schlechter Belag – da geht noch was, Graubündner!

Auf den so genannten „Polenweg“ kurz vor Chur verzichteten wir zugunsten der anderen Talseite. Auf dem Foto sah das auch sehr nach grobem Schotter durch steilen Wald aus. Nix für meine dünnen Schleicherpneus. Also linksrheinisch auf die Veloroute 2 gewechselt, noch mal in Tamins ein paar Bonus-Höhenmeter herausgekurbelt und dann auf gutem Asphalt verkehrsfrei bis Chur gerollt.

Dort trennten mein Begleiter und ich uns ohne großes Federlesens. Es blieb nur noch die Zugfahrt ganz nach Hause übrig. Diese verlief in meinem Fall sehr entspannt. Und so wurde die Operation Alpensturm beendet. Großartig war das.

 

Operation Alpensturm: Teil 4: Ofenpass und Albulapass

Man gewöhnt sich ja so langsam. Bergauf kurbeln, bergab laufen lassen. Und obwohl der heutige Tag höhenmäßig fast noch mehr Arbeit als gestern war, war er um einiges weniger spektakulär.
Wir starteten bei schönstem Sonnenschein aus St. Maria in westliche Richtung den Ofenpass hinauf. Ruhige Straße mit wenigen Motorrädern, die sich alle ganz brav benahmen. Einzig und allein (wieder) offensichtlich der Club englischer Nobelkarossenfahrer unter einem Höllenlärm und zum Teil mit verdammt wenig Abstand überholend war ein wenig lästig. Da fragt man sich, was schlimmer ist: brüllende einfamilienhausteure Flachkarossen oder Motorradfahrer-Pulks.
Bald war der Ofenpass erreicht, nur 700 Höhenmeter – was fürs Frühstück ;-). Wenig einladend, die Passhöhe – wir fuhren bis Il Fuorn ab, wo wir auf schöner Terrasse eine Bündner Gerstensuppe bekamen.
Ein kleiner Gegenanstieg bis Ova Spin war noch geboten, aber bald war das Inntal wieder erreicht. Dort nahmen wir zunächst brav die Radroute, die sich aber als unangenehmer Schotterweg durch den Wald mit lauter Bonus-Höhenmetern herausstellte. Und von oben sah man die fast nicht befahrene Landstraße. Die wir bei der nächsten Gelegenheit nahmen.
Ab Zuoz kann man dann sogar ein kleines paralleles Sträßchen nehmen, was einen im Gegensatz zur Radroute auch noch mitten durch die schönen Engadiner Orte führt. Manche Radroutenplanungen sind einfach nicht zu verstehen.
Je eine Vesper- und Kaffeepause später war es immer noch früh am Tag und der Begleiter war wild entschlossen, auch noch den Albulapass unter die Räder zu nehmen. Ob der sehr dunklen Schauerwolken sah ich dem Vorhaben etwas skeptisch entgegen.
Aber ein sehr schöner Pass. Verkehrstechnisch der ruhigste der Tour. Man sieht schon von Weitem die mächtigen Schutthalden der Bergkette, die das Hochplateau nördlich begrenzt.
Ziemlich oben machten die Wolken dann doch noch ihr Schleusen auf. Hektisch das Regenzeug angezogen und schnell-schnell nach unten gefahren und unten gemerkt, dass der Rucksack noch oben steht. So original passiert 2003 am Col du Lautaret. Mit demselben Begleiter – also kanns ja nur an dem liegen? 😉
Die netten Hotelleute kümmerten sich super hilfsbereit gleich und fuhren sogar kurz rauf. leider war er nicht mehr an dem Ort, wo ich ihn abgestellt hatte. Jetzt müssen wir warten, bis das Hospiz morgen wieder besetzt ist – vermutlich (hoffentlich) hat ihn die Wirtin sicherheitshalber mit reingenommen. Zum Glück ist nur wenig Geld im Geldbeutel und alle wichtigen Gerätschaften nicht dort drin…

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Operation Alpensturm – Teil 3: Stilfser Joch

Die Königsetappe. Ein Angstgegner. Würden wir ohne völlig entkräftet vom Rad zu fallen die mehr als 1800 Höhenmeter wegstecken? Spannend.
Immerhin herrschte heute morgen endlich mal blauer Himmel und Sonne pur. Das sehr hübsche Örtchen Glurns mit seinen wunderschönen alten Gemäuern präsentierte sich in prächtigem morgendlichem Sonnenlicht.
Die ersten Kilometer radelten wir noch auf dem immer noch hervorragend ausgebauten Etschradweg bis Prad, dem Talort des Stilfser Jochs. In Prad ging es rechts und eigentlich sofort bergauf. Direkt nach dem Ort auch die erste Kehre mit der Nummer 48, was einem immer schön auf einem Schild angezeigt wird. Gut, da waren es ja nur noch 47.
Außer uns waren Hunderte von Motorradfahrern nebst unzähligen zum Teil sehr hochpreisigen Automobilen unterwegs. Was die Fahrt zum Teil wenig entspannt machte und vor allem mitunter für einen Höllenlärm sorgte. Nun ja, wir hatten damit gerechnet – Sonntag und einer der ersten Tage, die stabile Wetterverhältnisse versprachen.
In Trafoi wurde eine erste Kaffeepause eingelegt. Weil man ja weiß, dass bei einer solchen Bergwertung eine ausgefeilte Pausenstrategie das A und O ist. Und wir gingen das ganze ganz ruhig an.
Zwischen Trafoi und der Jausenstation auf der Franzenshöhe hatte ich mal kurzzeitig den Eindruck, dass wenn es weiterhin so steil weiter ginge, ich tatsächlich sterben müsste. Zum Glück befand sich genau zu diesem Zeitpunkt ein geeigneter Mittagspausenplatz, an dem wir turnunsgemäß gegen 13:00 Brot, Käse und Hamdwurst einnahmen. Lustiges Schauspiel von zu dicken Wohnmobilen von unsicheren Rentnern gesteuert, die die komplette Kehre blockierten und einen erheblichen Rangieraufwand beim restlichen Verkehr erzeugten.
Danach gelang das Klettern auf gegebener steilen Straße wieder besser und in der Franzenshöhe war die nachmittägliche Kaffeepause angesagt. Hier sieht man schon bis obenhin und vor allem die verbliebenen 21 Kehren, die sich kühn den steilen Hang hinaufwinden.
Ein Eis, eine Apfelschorle und einen Kaffee später war ich wieder bärenstark und zuog die restlichen 7 Kilometer ohne Pause durch. Endorphine in allen Ecken des Körpers. Oben allerdings ein Rummelplatz vom Feinsten. Gefühlt alle Motorradfahrer, die uns im Laufe des Aufstiegs lautstark überholt hatten waren dort. Imbissstände, Souvenirshops, Kaffeebuden. Das aussagekräftigste Pass-Schild war denn auch mitten im Souvenirshop zwischen Plüschmurmeltieren und Helden-Radtrikots aufgestellt. Nun ja.
Das gaben wir uns nicht lange, zogen eine Schicht für die Abfahrt über und stürzten uns nach unten. Naja, ich lasse das sehr kontrolliert angehen und werde dafür hin und wieder als Bergabbremser verunglimpft. Aber mir ist es lieber ein wenig sicherer.
Bald ging es nach rechts, wo wir mit einem winzigen Gegenanstieg noch über den Umbrail fuhren. Von dort führt die Straße nach unten ins Münstertal in der Schweiz. In St. Maria, einem wieder sehr malerischen Ort mit wunderschön sanierten Engadiner-Häusern, fanden wir auch sofort ein gutes Hotelzimmer in einem ebensolchen schönen alten Haus.

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Operation Alpensturm – Teil 2: Reschenpass

Als absolut herausragend stellte sich gleich zu Beginn des Tages das Frühstücksbuffet heraus. Locker fünf Meter waren verschiedensten Müslivariationen gewidmet – verschiedene Flockenmischungen, Zutaten, fertig angemixtes Müsli mit Joghurt und eine riesige Obstauswahl. Der perfekte Start in den Radlertag. Weil – so eine Radtour wird ja bekanntermaßen zum einen im Kopf, zum anderen aber erheblich beim Frühstück gewonnen,
Für die ersten 40 Kilometer legten wir das komplette Funktionsbekleidungsprogramm auf. Es hatte zwar glücklicherweise aufgehört zu regnen, aber die Temperatur war doch sehr frisch und dieser erste Abschnitt fast komplett downhill.
Und wir zogen sie auch ohne Pause durch. Schon um halb elf waren wir in Landeck wo wir im Café Maria bei der gleichnamigen Wirtin bei etwas verratztem Interieur und verrauchtem Ambiente dennoch einen hervorragenden Kaffee bekamen.
In der Folge folgten wir nun dem Inn-Radweg. Hervorragend. Fast durchgängig zum Teil taufrischer Asphalt, bestens beschildert und fast immer völlig verkehrsfrei. Einzig etwas unnötiges Gewell kurz nach Landeck ließ die Schaltung nicht zur Ruhe kommen. Aber dafür hat man sie ja. Ein kurzes Stück musste auf der Straße auf einer Radspur zurückgelegt werden – genau dieses Stück war wegen Steinschlags auch noch gesperrt, man kam aber mit dem Rad prima durch die aufräumenden Bagger durch.
Und plötzlich war man in der Schweiz. Aus feinster Asphalt-Landstraße mit sehr wenig Verkehr nach Martina. Dort bogen wir ab und hatten die einzigen wirklichen alpinen Serpentinen-Kilometerchen zu absolvieren – 11 Kehren bis zur Norbertshöhe kurz vor Nauders.
Plötzlich überholte mich zunächst ein dunkelhäutiger sympathischer Mountainbiker, der freundlich grüßte. Im Schlepptau – ja wie geil ist das denn – die @kaeterakete, eine Twitterbekanntschaft, mit ihrem flotten Renner. Ein paar Kehren hielt ich mit und wir verabredeten uns zum Kaffee in Nauders. Ziemlich gleichzeitig kamen wir an und hatten eine sehr nette Pause mit ihr und Gerry, ihrem Gatten.
Danach war der Reschenpass mit wenig Mühe schnell erreicht, war aber auch nicht so das spektakuläre Gipfelerlebnis. Auf dem Radweg, den man hier immer noch hat – nicht mal ein Schild. Wir mussten stattdessen für das Gipfelfoto mit einem Wegkreuz vorlieb nehmen.
Am Reschensee ging es immer noch auf dieser wunderbar ruhigen gut ausgebauten Radroute weiter, allerdings mit ganz schön Gewell – also nur in der Summe flach am See entlang. Nach dem man die beiden Seen hinter sich gelassen hatte, ging allerdings die Post ab. Nach wie vor auf schmaler asphaltierter Radroute, zum Teil rechts und links ein Mäuerchen, steil den Berg hinunter. Ein Gefällewarnschild sprach einmal sogar von 20%. Hölle. Der Begleiter schoss auch runter, als gäbe es kein Morgen mehr. Ich meinerseits bin da etwas Mädchen und lasse sowas etwas vorsichtiger angehen.
Bis Glurns fuhren wir, dann gefiel uns der Ort so gut, dass wir hier blieben. Haufenweise malerische alte Gemäuer, fast komplett umgeben von einer gut erhaltenen Stadtmauer mit echten Schießscharten. Prad wäre der Plan gewesen, das sind aber nur noch wenige Kilometer, die wir auch morgen zum Warmwerden machen können.

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Operation Alpensturm – Teil 1: Silvretta-Hochalpenstraße

Im dichten Nebel starteten wir. Zunächst war nur die übliche Flachwertung nach Friedrichshafen zu absolvieren. Von dort nahmen wir den Zug zu Hilfe, um direkt am Fuß der richtigen Berge zu starten. In Bludenz begannen wir denn die eigentliche Tour.
Der erste Regenschauer war vom Zugfenster aus leicht zu ertragen und beim Ausstieg in Bludenz war es zumindest trocken. Nach erstem Proviantsturm auf einen beeindruckend großen Sparmarkt fanden wir nach einigem Rumgeeiere den Radweg an der Ill. Ja, großes I und zwei kleine l, nicht römisch drei. Der Bach heißt so.
Bis nach Partenen blieben wir auf diesem sehr erfreulichen Radweg. Meistens asphaltiert und fernab von Verkehr und Straßenlärm verlief dieser Weg an der Ill entlang. Das einzige, was es zu monieren gab, war die ständige leichte Steigung, die größere Rolleuphorie verhinderte. Aber die Richtung bergauf war ja zunächst Plan A.
In Partenen pünktlich zur Mittagspausenzeit ergoss sich Schauer Nummer zwei über uns. Wir nutzten die Gelegenheit zu einer Einkehr. Tatsächlich hörte es nach einer ausgiebigen Pause wieder auf und ganz zaghaft zeigte sich sogar ab und zu die Sonne.
Danach war Schluss mit Pillepalle und die eigentliche Passstraße startete. Richtig schöne Kehren schon im unteren Teil zogen einen allmählich höher. Wegen des etwas zweifelhaften Wetters hielt sich der Motorradfahrerbefall in gut zu ertragenden Grenzen. Was allerdings etwas störte, waren haufenweise Baustellenlaster.
Am Vermunt-Stausee, etwa 300 hm unterhalb der Passhöhe, war dann auch klar, warum – eine einzige Großbaustelle. Schilder am Straßenrand: Achtung, Sprengungen (was man im Sprengungsfall aber machen sollte, stand nicht drauf) und „Vorsicht, verschmutzte Fahrbahn“ – hätte ich ohne Schild überhaupt nicht bemerkt.
Kurz vor der Passhöhe machten die immer drohender aussehende Wolken ernst, es fing zum dritten Mal an zu regnen. Und dann noch eine echt steile Rampe zum Schluss. Wir Helden.
Nach einem weiteren Einkehrschwung, der den Regen allerdings nicht zur Aufgabe bewegen konnte, zogen wir zähneknirschend alle Funktionsbekleidung an und begaben uns in die kühle Bergab-Dusche. Nach 8 km Regenfahrt kamen wir in Galtür an. Der eigentlich Plan wäre ja Landeck gewesen, da es aber immer noch regnete, mieteten wir uns hier ein Zimmer und beschlossen den Tag. Mehr als 1400 Höhenmeter sind ja auch ganz gut für den ersten Tag, da reichen dann auch 70 km.

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