Archiv der Kategorie: Liegerad

Zum Schloss am Wörthersee

Annenheim – Villach – Föderlach – Velden am Wörthersee – Klagenfurt 54 km

Un noch ein Kärntner See. Da gibt es ja tatsächlich reichlich. Und der Wörthersee ist uns Deutschen besonders bekannt, da hier unser ehemaliger Bundeskanzler doch immer seinen Urlaub verbrachte.

Der erste Teil verlief wieder – wie am Vortag – an der Drau entlang. Da es uns dort gut gefallen hatte, kann man da auch mal dieselben 10 km zweimal zurücklegen. Wir blieben heute auf der Nordseite der Drau und verließen sie bei Föderlach. Ein sehr nettes Kärntner Dörfchen mit vielen alten Holzhäusern.

Das Brennholz ist echt. Das machen die hier öfter so.

Hinter Föderlach tat sich die einzige ernstzunehmende Bergwertung des Tages auf. Steil ging es zum Bahndamm hinauf und noch drüber. Was uns dann aber eine schöne Abfahrt nach Velden bescherte, was am Westufer des Wörthersees liegt und schnell erreicht war.

Der Wörthersee ist allerdings gefühlt das Sylt Österreichs. Nicht nur das Schloss Velden, jetzt ein Luxushotel für die wirklich Reichen und Schönen, sondern zumindest die ganze Bebauung entlang des Seeufers – Villen und Prachtbauten, so weit das Auge reicht. Und natürlich haufenweise Automobile der luxuriösen Sorte.

Schloss Velden am Wörthersee. Bekannt von der RTL-Serie mit Roy Black.

Wir zogen weiter, westwärts am Nordufer. Von dem man selten etwas sieht, das Ufer ist sehr stark bebaut und in Privatbesitz. Den See sah man fit nur durch Zäune.

In Pörtschach fanden wir mit dem so genannten Promenadenbad eine sehr schöne öffentliche Badeanstalt. Mit schönen altehrwürdigen Kabinen- und Sanitärgebäuden, wunderschön auf einer Halbinsel fernab vom Luxustrubel gelegen. Die Nebelkrähen finden die Besucher allerdings auch toll (vor allem, was diese mitbringen), und wir konnten einem Teil unserer Proviantschnittchen nur noch beim Davonfliegen zuschauen.

Im Promenadenbad in Pörtschach.

Nach Klagenfurt war es jetzt nicht mehr weit. Bald rollten wir auf hervorragender Fahrradinfrastruktur stadteinwärts. Und fanden schnell ein schönes Café an der Piazza.

Eine freundliche, helle Stadt mit großen Plätzen, beeindruckenden Gebäuden und wenig Verkehrslärm. Wir drehten noch eine Runde, bevor wir zum Bahnhof radelten und wie geplant den Zug nach Villach zurück nahmen. Optimal, weil genau jetzt wurde das lange drohende Gewitter wahr und es regnete. Nach kurzem Abwarten in der Bahnhofshalle war allerdings schon wieder fast alles vorbei und wir konnten fast trocken zurück zum Campingplatz.

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Noch mehr Wasser

Annenheim – Rosegg – Faaker See – Villach – Annenheim 54 km

Der Tag begann so sommerlich, wir mussten sogar die Markise ausfahren, um zum Frühstück im Schatten sitzen können. Was uns zunächst ein technisches Rätsel bereitete, aber mit konzentrierten Beobachten und Nachdenken konnten schließlich sogar die Stüzen ordnungsgemäß ausgefahren werden.

Der Faaker See stand heute auf dem Programm. Und damit zumindest ein bisschen Radtourenfeeling aufkommen konnte, hatte ich noch ein paar Kilometer ostwärts geplant.

Die Drau. Auch schon ein recht kräftiger Strom hier.

Zunächst setzten wir uns an den Radweg, der direkt an der Drau entlang führt. Welche wir recht bald überquerten, und zwar auf der Autobahnbrücke. nein, nicht um dem Pannenstreifen, man hatte den Radlern extra ein Untergeschoss gebaut, welche im Falle eines plötzlichen Regengusses sogar für trockene Verhältnisse sorgen würde.

Radweg im Untergeschoss der Autobahnbrücke. Cool.

Die Komoot-Routenplanung schickte uns dann auf eine Landstraße mit bemerkenswert breiten Randstreifen, um gleich danach auf einen lauschigen Wald-Singletrail abzubiegen. Sehr kontrastreich.

Und wir mussten vom Drautal ins nächste Paralleltal rüber. Was das wohl bedeutet? Höhenmeter. Nicht viele, aber in der sommerlichen Mittagssonne waren wir kurz vor dem Überkochen, als es zum Glück wieder bergab Richtung Faaker See ging.

Dessen Besuch sich aber wirklich gelohnt hat. Karibikgrün fast, das Wasser und extrem klar. Allerdings sehr frisch – wir waren selbstverständlich drin, der ist offensichtlich sehr tief.

Schön, aber sehr erfrischend. Der Faaker See.

Ein sehr lauschiges Stück Weg, vor allem immer leicht bergab führte uns am Faakerseebach zum Tal der Gail. Also noch eines der bedeutenden Kärntner Gewässer. Ihr folgten wir aber nur kurz und bogen Richtung Villacher Innenstadt ab. Die Strecke vom See war zwar schön, aber wenig biergartenähnliche Einrichtungen ließen den Durst in unangenehme Größe anwachsen.

Eine gut geplante Route führte uns wieder zurück auf unseren Campingplatz, wo wir noch ein schönes Bad in „unserem“ See genossen. Der etwas weniger kühl war als der Faaker See. Schon wieder ein schöner Tag, den wir hier verbringen durften.

Plötzlich wieder Sommer

Annenheim – Feldkirchen – Ossiach 51 km

Das Wetter hatte komplett den Schalter umgelegt und plötzlich war wieder Sommer. Schon zum Frühstück wurden wir kräftig besonnt und dachten schon gar nicht mehr an die Wollsocken, die noch gar nicht wirklich weg geräumt waren.

Heute wollten wir um den Ossiachersee radeln mit einem kleinen Annex am Ende, der uns nach Feldkirchen führen sollte. Eine gemütliche Runde mit wenig Höhengewinn, da immer im Tal. Was in Kärnten generell immer gut möglich ist, weil hier viele Seen über Flusstäler verbunden sind. So hat auch der wenig alpenaffine Radler viele Möglichkeiten, ohne zu viel rackern zu müssen, unmotorisiert herum zu kommen.

An der Nordseite des Sees begannen wir unsere Runde. Einige schöne Villen stehen am Seeufer herum, das kennt man ja aus der Heimat. Und ohne darüber gewusst zu haben, kamen wir an dem wohl weltberühmten Domenig Steinhaus vorbei. Was im ersten Moment wie ein gelandetes Raumschiff aussah, aber ein sehr interessanter Bau ist, fast eher wie eine riesige Betonskulptur wirkt. Schon die Skulptur im Innenhof wirkt auf den ersten Blick wie ein Haufen Schutt und Bauschrott – auf den zweiten Blick merkt man, dass das Absicht war!

Das „Domenig Steinhaus“. Offensichtlich eine Architektur-Ikone.

Wir rollten so dahin, immer auf eigener Radroute, das haben die Kärntner gut organisiert. Am Straßenbelag wäre oft noch Verbesserungspotential. Wir wurden oft ganz schön durchgerüttelt.

Aber auch die Landwirtschaft scheint der Kunst zugeneigt zu sein. Wir rasteten auf einem Bänkchen bei einem Bauernhof, der sich als rundherum lustig bemalt herausstellte. Mal schnupperte die Katze an der Milchkanne, glotzten die Kühe aus dem Fenster oder servierte die Kuh auf dem Tablett Milchcocktails.

Haben‘s no an Wunsch?

In Feldkirchen gab es das obligatorische Eis. Wir drehten noch eine Runde durch das eher beschauliche Örtchen, obwohl es sich um die fünftgrößte Stadt in Kärnten handeln soll.

Die Piazza in Feldkirchen.

Dann ging die Reise an der Südseite des Sees weiter. Inzwischen war es geradezu schweißtreibend sommerlich geworden. Wir lechzten nach einem Bad im See. In Ossiach gab es ein Gemeindebad. Mit kulturell angereichertem Blick auf das dortige Stift, ein ehemaliges Kloster wurden trotz der immer noch sehr frischen Wassertemperatur eine kleine Schwimmrunde gedreht. Innerliche Kühlung gab es anbei auf der Terrasse, somit alles perfekt.

Ein sehr schönes Strandbad.

Noch einmal ein Stückchen auf die Nordseite geradelt, dort gab es im „See la vie“ ein Abendessen direkt am See. Ein herrlicher Tag in einer tollen Gegend ging wieder zu Ende.

Wasser

Pettenbach – St. Leonhard – Schloss Hellbrunn bei Salzburg – Annenheim am Ossiachersee

Eine letzte große motorisierte Etappe stand an. Unser „Endziel“ sollte ja statt Schweden in Kärnten sein. Rund um Villach gibt es zahlreiche Seen, die per Rad umrundet und erkundet werden können. Und sicherlich mit reichlich Biergarten- und Eisgelegenheiten.

Die Sonne hatte Österreich wiederentdeckt. Bei freundlich blauem Himmel brachen wir auf. Heute folgten wir ausnahmsweise brav dem Navi, was uns über Salzburg und die Tauernautobahn schickte.

Um Salzburg herumgekurvt wird der Blick wieder nach Süden in Richtung Alpen gelenkt. Wo schon wieder regennasse Wolken über dem Hauptkamm lauerten. Also beschlossen wir, kurz nach Salzburg eine Pause mit Mikroradrunde einzulegen. Swen hatte Schloss Hellbrunn als Ziel ausgemacht.

Ich sah auf der Karte ebenfalls die Möglichkeit, auf dem Mozartradweg zum Königssee zu radeln, was ich schnellstens wieder verwarf, da dieser 20 km an einer sehr lärmigen belebten Bundesstraße entlang führte. Also doch Richtung Norden zu Schloss Hellbrunn.

Was nach 6 km flacher Fahrt erreicht war. Und nun – wir hatten ja keine Ahnung – was gab es hier schon zu sehen? Aha, Wasserspiele.

Schloss Hellbrunn, ein manieristisches Lustschloss. So vergnügte man sich im 17. Jahrhundert. Wenn man die entsprechenden Flocken hatte.

Was sich allerdings als echtes Highlight herausstellte und offensichtlich eine bedeutende Touristenattraktion ist. Im 17. Jahrhundert hat hier der Fürsterzbischof Markus Sittikus von Hohenems, der es offensichtlich faustdick hinter den Ohren hatte, hier weder Kosten noch Mühen gescheut, um vergnügliche Dinge mit Wasser anzustellen. Nicht nur verrückte Springbrunnen, die oft genug aus unerwarteten Ecken lossprudelten und die Besucher nassspritzen, sondern auch mechanische Szenerien, komplett mit Wasser angetrieben und sogar noch unterlegt mit Musik, die aus mit Wasserkraft betriebenen Orgelpfeifen erzeugt wird. Ein echter Spaß, per Zufall entdeckt.

Und man bleibt doch nicht trocken, wenn man drunter her rennt.

Aber dann sah urplötzlich der Himmel auch wieder nach Wasserspielen aus und wir machten, dass wir zu unserem Fahrzeug zurück kamen. Ein bisschen nassgeregnet wurden wir sogar, aber einigermaßen rechtzeitig gerettet setzten wir die motorisierte Fahrt fort. Und der Himmel gab noch mal alles – die Scheibenwischer liefen heiß.

Richtung Alpensüdseite trocknete es jedoch deutlich ab, und Kärnten empfing uns sogar mit Sonne. Am Ossiachersee hatte ich einen schönen Campingplatz ausgesucht und wir bekamen einen Stellplatz in der ersten Reihe mit unverbaubarem Meerblick.

Am Ossiachersee. Schön.

Nach Linz ohne Torte

Eferding – Linz (per Rad), Eferding – Pettenbach im Almtal (motorisiert)

Ach nee, schon wieder ein grauer und kalter Tag sogar mit Regen in der Prognose. Die einzige Verbesserung in diesen Dingen schien der Umstand, dass der kräftige Wind der letzten Tage (egal, in welcher nördlicher Breite wir uns befanden) endlich aufgegeben zu haben schien.

Trotzdem wollten wir an diesem kühlen und grauen Tag nicht unserem ursprünglichen Plan folgen. Der hätte besagt, dass wir nach Linz und zurück radeln – knapp über 100 km. Also Planänderung: wir rollten motorisiert um einiges näher an Linz heran, um von dort nur noch 25 km zurück zu legen. Eferding hieß der Ort, der hierfür günstig gelegen schien.

Wir stellten unser RollingHome am Arbeitsamt ab. Da wollte am Sonntag sonst keiner parken, bis auf die wenigen Menschen die entweder ein Döner bei Musti’s Imbiss holten oder sich am Zigarettenautomaten-DriveIn sich mit Drogennachschub selbstverständlich auf vier motorisierten Rädern versorgten.

Der Radweg führte gleich sehr lauschig durch die Rhein- ach nein, die Donauauen. Ein olfaktorisches Highlight, ohne Ende blühte der Holunder am Wegesrand und ließ uns in einer wahren Holunderblütenduftwolke dahinrollen.

In den Donauauen.

Wir mussten nach einer Weile auf die nördliche Donauseite wechseln, wie wir feststellten. Am Fähranleger angekommen, war sie aber eben angekommen. Hätte man nicht besser planen können.

Eine lautlose Seilfähre zog uns jetzt mit der Donauströmung auf die andere Seite. Nur beim Anlegemanöver wurden hörbar die Maschinen eingesetzt.

Die Seilfähre nach Ottensheim

Nervigerweise führte der Donauradweg noch einige Kilometer an einer lauten Bundesstraße entlang, bevor wir an den -gestaden der Donau auf den Hauptplatz in Linz einrollten. Hier war außer einer Straßenbahnbaustelle wenig los, wir gönnten uns Espresso und Eis.

Fast dramatisch, der Himmel über Linz.

Eine kleine Rundfahrt führte uns zum Schluss zu Anton Bruckner und dem nach ihm benannten Konzerthaus. Ein interessanter Bau, alles in allem schien uns Linz aber nach Karlsbad und Passau nicht so attraktiv. Dazu beigetragen hat natürlich auch der dunkelgraue Himmel.

Am Brucknerhaus. Ein Dirigentenbewerber war auch dort.

Und als dieser auch noch undicht wurde, steuerten wir den Bahnhof an und nahmen ein zwar in die Jahre gekommenes, dennoch regelmäßig verkehrendes Bähnlein zurück nach Eferding. Im Regen steuerten wir den nächsten Campingplatz bei Pettenbach, also schon im Salzkammergut an. Schlechtes Wetter, aber sehr guter Campingplatz!

An der schönen blauen Donau

(Aber blau ist sie überhaupt nicht, gelogen!) Schlögen – Passau – Schlögen 79 km

Endlich stand mal eine ordentliche Ausfahrt auf zwei Rädern auf dem Programm. Wir hatten unseren Standplatz an der Donau genau zwischen Linz und Passau gewählt, sodass beide Städte als Radel-Tagestour hin und zurück erreichbar wären. Und dieser Ort ist genau an der Donauschlinge bei Schlögen. Hier ist auch noch ein besonders schöner Platz, um ein paar Tage zu verweilen.

Der Tag begann frisch und mit kräftigem Wind wie die Tage zuvor auch. Allerdings war schon heute früh viel Sonne dabei und die Wolken nur harmlose, nett anzuschauende Beigaben auf dem strahlend blauen Himmel.

Bei immerhin zweistelligen Temperaturen rollten wir los. Die erste Hälfte rollte allerdings nur bedingt, da wir diesen kräftigen Nordwestwind meistens genau von vorne hatten. Zudem bietet das Donautal in dieser Gegend steile Hänge, die man gerne ansieht, die aber den Radweg immer auch mal wieder einige Höhenmeter über der Donau hinauf ziehen lässt.

Hier sieht man es ganz deutlich. Die Donau ist überhaupt nicht blau, eher matschegrün. Der Inn ist schuld, der bringt so viel Alpen mit.

Der Radweg ist tatsächlich sehr gut ausgebaut und fast durchgängig gut asphaltiert. Was für ein Unterschied zu der Infrastruktur im Erzgebirge. Und immer wieder kann der Blick über den Fluss und die Hänge rechts und links schweifen. Hier ein Kircherl, dort eine Burg und viel Laubwald. Sehr schön.

Wir kurbelten fleißig gegen den Wind an und nach gut zwei Stunden hatten wir die knapp 40 km hinter uns gelassen. Abrupt wechselte die Szenerie von Natur zu barocker Innenstadt. Am Kirchenplatz direkt an der Brücke in die Innenstadt erhielten wir Getränk und fanden ein gutes Plätzchen, um die Räder abzustellen.

Passau empfing uns hier. Das sah schon mal gut aus.

Dann zogen wir zu Fuß in die Innenstadt. Auch hier wieder Barockbauten soweit das Auge reicht. Beeindruckend auch der Stefansdom und seine weltberühmte Orgel mit fünf Teilorgeln und insgesamt 17974 Orgelpfeifen.

Was für eine Orgel, Dabei sieht man nur eine von fünfen.

Dem Dackelmuseum statteten wir einen Besuch ab. Ca. zweieinhalbtausend Dackel-Sammelstücke wurden hier zusammengetragen. Die Betreiber müssen sich gerade mit der Stadt Passau streiten, weil sie unerlaubterweise Stühle und einen Sonnenschirm draußen stehen hatten. Skandalös, wie wir meinen und wir unterschrieben selbstverständlich auch die Petition zur Rücknahme des Rechtsbegehrens.

Dackel ohne Ende.

Es blieb noch der Rückweg, der aber wegen dem immer noch kräftigen Wind sehr viel Spaß machte. Der blies uns jetzt konsequent heimwärts und schraubte den Schnitt um einiges nach oben. Ein schöner Tag war um ziemlich genau 20:00 Uhr zu Ende, als wir wieder auf dem Campingplatz einrollten.

Wir erwischten noch die letzte Abendsonne auf dem Campingplatz

Böhmische Dörfer

Bad Schlema – Nova Role – Karlsbad – Nova Role

Weiter gen Süden sollte unsere Reise heute führen. Auf der anderen Seite des Erzgebirges – schon auf tschechischer Seite liegt Karlsbad. Karlsbad und Marienbad wurden ja letztes Jahr ins UNESCO-Welterbe der Bäderarchitektur aufgenommen, sollte also ein lohnendes Ziel sein.

Schön draußen gefrühstückt schaukelten wir recht früh los. Wir wollten eigentlich „nur“ dasselbe Tal wie auf der Radtour zwei Tage zuvor Richtung Süden befahren, um dann bei Johanngeorgenstadt die Grenze nach Tschechien zu überschreiten. Aber auf deutscher Seite wurden wir von mehreren Baustellen am direkten Weg gehindert. Sehr schön, aber zum Teil abenteuerlich eng schaukelten wir uns von Anhöhe zu Anhöhe.

In Potucky, dem tschechischen Grenzort, ist dann kurz Kulturschock angesagt: ein Bazar wie in den übelsten Touristenorten. Ich wurde sofort an den Souvenirramsch am Stilfser Joch erinnert. Der Pass ist zwar nicht so hoch, der Ramsch aber ebenbürtig und offensichtlich wurde viel Volk davon angezogen.

Weiter südwärts schaukelte es sich dann etwas verkehrsärmer auf ebenso schmalen tschechischen Landstraßen. Sehr schön hier, mehr offene grüne Hochebenen.

Unseren anvisierten Zielort mit Beach-Campingplatz erreichten wir problemlos. Auch noch viel Platz, überhaupt kein Ansturm. Schnell waren die Räder abgeladen und wir radelten nach Karlovy Vary (so heißt Karlstadt auf tschechisch) auf sensationell gut ausgeschilderter Radstrecke. Der Belag war zwar manchmal etwas holprig-schlottrig, manchmal aber auch ganz frischer, guter Asphalt. Und die Radroute führte mitten in die Stadt, kein Problem.

Tschechische Radroute Nr. 2009. Führte mitten nach Karlovy Vary.

Und tatsächlich – strahlend und so weit das Auge reicht, prächtige Bauten in schönsten Farben leuchtend. In dieser Konzentration und Verbreitung fallen mir wenig vergleichbare Orten ein. Sehr schön. Fast die ganze Innenstadt und der Kurpromenadenbereich auch noch autofrei, was eine ganz eigene mondän-friedliche Stimmung zur Folge hat. Nur ein paar mit Touristen besetzte Pferdekutschen klapperten übers Pflaster.

Karlovy Vary. So sieht es hier überall aus!

Auf derselben Route radelten wir wieder zu unserem Beachcamping, starrten noch ein wenig in den kleinen See, genehmigten uns Bier und Pizza und wieder war ein toller Urlaubstag zu Ende.

Unser Beach am Beach Camp. War allerdings etwas frisch zum Baden.

Zick und Zack und Auf und Ab

Bad Schlema – Schwarzenberg – Antonsthal – Aue (Zug) – Hartenstein – Langenbach – Bad Schlema 58 km

Heute sollte endlich der erste Radeltag sein. Wir hatten eine Route geplant, die immer schön moderat in Flusstälern zumeist auf Radwegen entlang führen sollte. Wir wollten nach Johanngeorgenstadt, sozusagen als „Passhöhe“.

Das Frühstück konnte in angenehm warmer Luft draußen stattfinden. Und so starteten wir trotz zumeist vollständiger Wolkenbedeckung in Kurz-Kurz in Richtung Zwickauer Mulde und Aue.

Entlang des Flüsschen Schwarzwasser und der Bahnlinie schien ein angenehmer Radweg entlang zu führen. Aber oh weh, schon die ersten Meter querten offensichtlich massive Felsbrocken, die am Hang lagen. Auf heftigen, wenn auch kurzen Steigungen mit bis zu 20% folgten ebensolche Abstürze. Von wegen Flusstal.

Ein munteres Auf und Ab, wenn auch bisweilen sehr schön.

Mit vielen Höhenmetern erreichten wir Schwarzenberg. Ab hier war dann nur noch eine Straße verfügbar, und auch der Radweg war entlang der Straße ausgeschildert. Allerdings war doch fürchterlich viel Verkehr.

Wir entflohen diesem zunächst mit einem Besuch der Schwarzenberger Altstadt, die auf einem Hügel liegt. Und zwar so, dass vom Parkplatz „unten“ eine kleine Standseilbahn als Personenaufzug die Menschen nach oben bringt. Den Spaß gönnten wir uns natürlich. Und erreichten die durchaus sehenswerte Altstadt.

Künstlergässchen in Schwarzenberg

Nach diesem Päuschen setzten wir unsere Route auf der Straße fort. Wir hielten bis Antonsthal durch, aber der Verkehr war zu nervig. Wir nahmen deswegen die Erzgebirgsbahn zurück bis Aue, wo endlich ein Eiscafé die notwendigen Dinge des Radtourenalltags bot.

Jetzt war allerdings die Sonne schön herausgekommen, und so erkundeten wir die Gegend noch ein wenig in nördliche Richtung. Kurz vor Hartenstein war eine vermeintlich schöne Runde zurück zum Campingplatz über Langenbach und Schneeberg eingezeichnet. Das sah gut aus, und so bogen wir kurz vor Hartenstein nach Westen ab.

Zunächst ging ein angenehmes Sträßchen an der Mulde entlang. Aber dann bog diese Richtung Norden ab, vom Fluss weg und es ging bergauf. Ein erstes Schild bereitete uns auf 15% vor, naja, das geht man noch mit. In Langenbach immer noch weiter bergauf ohne Aussicht auf Verflachung. Swen schob schon lange. Irgendwann stand dann ein weiteres Schild, das vor einer 18%igen Steigung warnte – ich schaute mir das noch ein paar Meterchen an, traf ein paar Einheimische, die noch vor einem weiteren Kilometer mit noch saftigeren Steigungsprozenten warnten – da kehrten wir doch lieber um und nahmen das Sträßchen zurück, das nur moderates Auf und Ab im Gepäck hatte.

Langenbach. Ging rauf und rauf und rauf und….

Dafür kamen wir jetzt wieder am Hotel Waldidyll vorbei, was wir direkt zum sehr schönen Abendessen auf Rhododendron-umwachsener Terrasse nutzten. Und Spargel sogar mit hausgemachter Hollandaise bekamen.

Das Waldidyll. Der Name ist absolut Programm.

Die restlichen Meter zum Campingplatz waren dann moderat. Insgesamt hatten wir allerdings fast 1000 hm gekurbelt. Deutlich mittelgebirgig hier, durchaus.

Ausgerollt

Klosters-Serneus – Grüsch – Landquart – Triesen – Feldkirch 70 km

Zumindest regnete es nicht mehr. Eigentlich hatte ich ja im Hinterkopf, so schnell wie möglich eine Bahn zu besteigen und damit wieder nach Hause zu fahren. Allerdings lag unser Hotel so oder so nicht wirklichen der Nähe eines Bahnhofs, sodass die Abreise auf jeden Fall per Rad erfolgte.

Das Hotel Bad Serneus. Ein wunderschön altmodisches Kurhotel.

Aber dann! Ein zumeist deutliches munteres Bergab meistens auf der alten Landstraße. Die Autos hatten im ganzen Tal eine breite, gut ausgebaute Schnellstraße, sodass wir völlig unbehelligt vom Verkehr die ganzen 30 km Tal zum Ausrollen hatten. Und wir kamen natürlich durch die schönen Dörfer, wo sich früher der ganze Verkehr entlang gewalzt hatte und die jetzt ruhig dalagen.

Tief eingeschnitten: das Prättigau

Wir mussten zunächst mal kräftig rauf. Das Hotel war ja wildromantisch direkt am Landquart gelegen, der hier ein tief eingeschnittenes Tal geschaffen hat. Alle Infrastruktur ist allerdings auch weiter oben am Hang, und dort war unsere Radroute auch. Erst einmal 53 Höhenmeter hinaufochsen direkt nach dem Frühstück, man konnte gleich mal ein wenig weinen.

Richtig spektakulär wurde das Tal gegen Ende, als sich Bach und Straße zwischen hohen Felsen hindurchzwängen, eine regelrechte Schlucht ist hier entstanden. Und immer schön leicht bergab – wir flogen nur so dahin.

Dorfbrunnen und schöne Räder in Grüsch.

In Landquart weitete sich das Tal dann plötzlich – wir waren im Rheintal angekommen. Touchdown, sozusagen. Nach einigem Zick und Zack wurden wir auf den Rheindamm geführt. Sehr schön flach und ruhig ging der Flow weiter Richtung Norden.

Gegen 12:00 waren so schon knapp 50 km zusammen gekommen. Jetzt allerdings verdichteten sich die dunklen Wolken und wir beschlossen, einen Mittagssnack zu suchen. Was ja am Montag nicht ganz einfach ist. Zum Schluss wurde es der McDonalds in Triesen im liechtensteinischen. Wo auch Banker und Geschäftsleute speisten, offensichtlich.

Es regnete sich jetzt tatsächlich ein. Wir beschlossen, nach Feldkirch zu fahren – 15 km von unserem McDonalds – und von dort den Zug nach Hause zu nehmen. Wir nahmen ohne große Routenschnörkel die Landstraße, auf der immerhin meistens ein breiter Radstreifen war. Allerdings ein sehr lebhafter Verkehr machten diese 15 km nicht zu unseren angenehmsten. Aber relativ zügig hatten wir sie abgearbeitet und erreichten Feldkirch.

Hier gönnte ich uns noch eine kleine Runde durch die schöne Altstadt, bevor wir zum Bahnhof fuhren. Und dann ging alles ganz schnell und wir waren zu Hause.

Trotz des manchmal suboptimalen Wetters war das alles in allem aber eine großartige Unternehmung und wir sollten gleich fürs nächste Jahr etwas ähnliches planen!

Ofen aus!

St. Maria Müstair, Tschierv, Ofenpass, Ova Spin, Zernez, (Klosters) – Serneus 41 km

Der Wettergott hatte uns erhört und tatsächlich verließen wir schon um halb neun das frostig kalte St. Maria, aber in schönem Sonnenschein und nur ein paar Wölkchen, die den frisch-blauen Himmel zierten. Eine wunderschöne Morgenstimmung, auch die Straße war noch sehr ruhig und das Münstertal ist jedes Mal wieder ein landschaftlicher Genuss. Auf sanft geneigten Hängen wellt sich das breite Tal zum Pass hin. So ist auch die Straße: immer mal wieder deutliche Anstiege, von denen man sich immer wieder auf flacheren Passagen erholen darf.

Heute morgen in St. Maria

Zum Schluss scheint sich der Pass noch daran zu erinnern, dass er als vollwertiger Pass auch Kehren haben sollte und so winden sich gerade mal drei Kehren den zum Schluss steilen Hang hinauf. Zu normal sommerlichem Wetter brüllt die Sonne an diesen Hang und der Pass wird seinem Namen gerecht, heute waren die Temperaturen sehr geeignet, um Ausdauersport in Form von Bergaufkurbelei hier zu verrichten.

Dann war auch bald nach ein wenig innerlichem heimlichen Weinen die Passhöhe erreicht und sofort war klar: heute ist der Ofen aus. Ein bissig kalter Wind von Westen und in unsere Richtung dunkle viel Feuchtigkeit verheißende Wolken. Also nichts wie los, keine Zeit war zu verlieren.

Auf dem Ofenpass. Richtung Westen ist aber voll der Ofen aus…

Die Abfahrt und Weiterfahrt führte uns durch den Nationalpark Engadin. Sehr ursprünglich, dunkler Wald und graue Felsen, die heute noch etwas dunkler wirkten. Viel Verkehr, zum Glück dank mehrerer Baustellenampeln immer schwallweise, was wollten die eigentlich alle dort oben?

Man muss noch einmal einen Minipass überqueren, den Ova Spin, im Prinzip ist das genau eine Rampe, die man von weitem sieht und „ach du je“ denkt, aber diese ist schnell abgearbeitet.

Cosima und ich hatten die Etappe schon mit Plan B beplant: Zug ab Zernez, weil die Wetteraussichten je weiter westlich desto zuverlässig nass versprachen. Cosima trat gleich komplett den Rückzug in die Heimat an, ich wollte mit Thea aber noch die schöne Übernachtung in Klosters mitnehmen.

Thea allerdings war wild entschlossen, den Flüelapass noch zu erarbeiten und schoss dann gleich mal als erste ins Tal, um so viel halbwegs trockene Zeit wie möglich mitzunehmen.

Und tatsächlich war meine Ankunft in Klosters dann deutlich nass und sehr kalt. Uh. Das Hotel war um einiges weiter im Tal. Ich nahm die Radroute – ein schrecklich hoppeliger Schotterweg und natürlich total matschig. Nichtsdestotrotz erreichte ich bald das Hotel, das tatsächlich sehr lauschig direkt am Fluss Landquart liegt.

Nachdem ich selbst gemütlich in der Sauna wieder Wärme in die Knochen getankt hatte, kam Thea dann zum Glück zwar nass und durchgefroren aber ansonsten unbehelligt am späteren Nachmittag an. Es muss schon sehr ekelhaft und anstrengend gewesen sein, sie war allerdings ob der etwas durchgeknallten Leistung sehr euphorisch. Und ich verprach ihr, den Pass bei gutem Wetter noch mal gemeinsam unter die Räder zu nehmen, es muss wohl auch sehr schön sein dort oben.

Sehr gemütlich war das da oben vermutlich nicht….

Jetzt war noch eine letzte Herausforderung des Tages zu bewältigen: das Hotel hatte kein Restaurant, aber wir beide Hunger. Ich hatte in Serneus ein toll wirkendes Restaurant ergoogelt, wo wir trotz Dauerregens beschirmt hinlaufen konnten. Nur – das hatte unerwarteterweise Ruhetag, au weia!

Zwei Damen waren im Dorf ihre Hunde lüften, die fragten wir nach Alternativen. Die einzige realistische Alternative war zurück nach Klosters zu kommen – aber wie? Zu Fuß definitiv zu weit. Aber – in der Schweiz funktioniert der öffentliche Nahverkehr und wie von Zauberhand erschien innert weniger Minuten ein Bus, der uns nach Klosters brachte. Wir nahmen das nächste Restaurant am Bahnhof, etwas edel, aber egal. Der Kellner hatte uns beim Bestellen fast schon wieder vergessen, Thea war schon auf der letzten Rille. Dann konnten wir aber doch schnell bestellen, hatten unser Essen in sensationell wenigen Minuten und schafften sogar den letzten Bus zurück eine Stunde später. Das hätte man nicht besser planen können!

So hatte dieser am Ende schrecklich verregnete Tag doch noch seine sehr denkwürdigen Anteile und wir fanden das alles am Schluss sehr lustig.