Bludenz – Raggal – Blons – Rankweil 42 km 777 hm
Letzter Tag. Der Ehrgeiz war heute auch wieder nicht unendlich, sodass wir das Faschinajoch und den Furka nicht mehr in Erwägung zogen. Dafür wollten wir auf jeden Fall vor Rückkehr in flache Bodeseegefilde einen Abstecher durchs große Walsertal machen, das auch perfekt radtourengeeignet auf beiden Talseiten befahren werden kann. Und Kletterei war durchaus noch dabei, ganz langweilig war auch diese Nummer nicht.
Auch dieser Tag beschenkte uns wieder mit tollem Wetter. Am Nordhang entlang rollend verließen wir Bludenz in westlicher Richtung. Ist doch so etwas wie eine Stadt – lange fuhren wir durch Vororte und Wohngebiete.
Dann sieht man das Unheil mal wieder schon von weitem. Die Richtung wechselt und man hat einmal wieder eine gefühlt diagonale Rampe vor sich. Diese führte als Nebenstraße auf die Landstraße, die auf den Nordseite des großen Walsertals nach Raggal führt.
Und die Rampe war so gemein wie sie von weitem aussah. Wir mussten schon gleich wieder zu Beginn des Tages weinen. Dabei hatten wir die Planung doch eher wenig ehrgeizig angelegt um den Tränenfluss auf ein Mindestmaß zu beschränken.
Dann schwenkten wir auf die Straße nach Raggal ein. OK, das war wieder einmal der Nebenstraßen-Effekt gewesen – die Landstraße war zwar auch kein Rollerberg, aber erwies sich als machbar. Schön ruhig kletterten wir Meterchen um Meterchen größtenteils durch schattigen Wald wieder aus dem Tal hinaus.

Raggal ist dann durchaus so etwas wie eine Passhöhe. Man ist hier wieder viel mehr in den Bergen drin als in Bludenz. Liegt ja auch nur hauchdünn unter 1000 Metern. Aber was für ein schönes Tal: wenig los und umgeben von grünen Hängen, doch schon wieder mächtigen Gipfeln und gemütlichen Dörfern. Der Tourismus wird hier nur sehr behutsam betrieben. Das große Walsertal ist UNESCO-Biosphärenpark und den großen Rummel sucht man hier vergebens. Zum Glück gibt es noch solche Rückzugsorte, wo Natur und Mensch im Einklang scheinen.

Nach Raggal stürzt sich die Straße wieder hinunter zum Flüsschen Lutz. Ist ja auch klar, wenn man auf die andere Talseite will, muss man das zugehörige Gewässer queren. Daher wieder in die andere Richtung, zunächst wieder einmal hinauf.
Man kurbelt sich nach Blons hinauf. Viele schöne Aussichten auf die Talseite, wo man eben noch war, tun sich auf. Auch an dieser Seite will man sich kaum sattsehen. Hinter Blons kommt man bald nach St. Gerold, wo es tatsächlich einen geöffneten, sehr urigen Landgasthof gab. Die Gelegenheit ließen wir nicht ungenutzt, obwohl es für Mittag noch etwas früh war. Nichtsdestotrotz hatten wir einen wunderbaren Kaiserschmarrn resp. Vesperteller mit allerbester Balkonaussicht. Man ist hier wieder auf der Höhe des Tals und hat den allerbesten Weitblick, der das ganze schöne Tal überspannt.

Fast schon ein bisschen abschiedstraurig machten wir uns auf die letzte Teiletappe. Aussichtsreich und rasant schmiegt sich ein Sträßchen stetig fallend am Hang entlang, um uns direkt in Rankweil wieder auf dem Boden der Tatsachen aufschlagen zu lassen. Von hier nahmen wir die Bahn, Bodenseetalebene ist nun wirklich etwas, was wir oft genug beradeln. Und so konnte man den Tag im Strandbad ausklingen lassen und sich wehmütig aber glücklich auf fünf tolle Alpenradeltage zurückerinnern.