Archiv der Kategorie: Sonst unterwegs

Betongrau

Landeck – Ischgl 29 km 650 hm

Grau. So fing schon mal der Tag an. Zum Glück war es trocken, aber sämtliche Anhöhen in der Nähe hüllten sich in dichtes Grau-weiß. Kein Wetter für einen Übergang der 2000-m-Klasse, wie es der für diesen Tag geplante Kühtaisattel gewesen wäre.

Und außerdem hatte die Hälfte der Mannschaft Knie. Es ist ja immer gut, zwei Gründe für eine Planänderung zu haben, Deswegen führte uns die erste Teiletappe des Tages zunächst mal auf den Bahnsteig. Der Plan war, durchs Inntal nach Landeck zu gelangen, und wir hatten beide keine Lust, das bei dem trüben Wetter per Rad zu erledigen, das Raderlebnis im Inntal ist nach solchen Highlights eher unterdurchschnittlich. Also reisten wir nach Landeck per Bahn.

Inzing Gleis 2

Dort angekommen, verließen wir die Stadt schnellstmöglich. Im letzten Jahr hatten wir immerhin dort Rast gemacht, aber das Innenstadterlebnis ist ebenfalls nicht sehr herausragend.

Nach einigem recht angenehmen Radweg-Hin-Und-Her schwenkten wir ins Paznauntal ein. Und mussten den Radweg bald verlassen, um auf der Landstraße weiter zu reisen. Was ob des trüben Wetters ganz erträglich war, vermutlich hätte es sonst ungleich mehr Ausflügler aller motorisierten Arten hier gegeben.

Die Straße zog in gleichmäßiger, nicht zu aufdringlicher aber doch stetig spürbarer Steigung hinauf. Das trübe Wetter ließ uns angenehm temperiert und so erkurbelten wir uns Kilometer für Kilometer. Aus der Kurbellethargie riss uns nur einmal ein recht langer Tunnel, in dem die Steigung dann eher etwas spürbarer war. Der wirkte dadurch und durch den Höllenlärm unendlich lang – nicht das erhebendste Erlebnis im Radtourenalltag. Aber auch diese Herausforderung überlebten wir.

Lebend aus dem Tunnel herausgefunden.

Ganze zwei Stunden waren wir an diesem Tag unterwegs, bis wir schließlich das Ortsschild von Ischgl erreichten. Seltsamerweise sieht man den den Ort sich auf der linken Talseite hinaufziehen, aber eine einfach einsehbare Zufahrt hat dieser Ort irgendwie nicht. Wie in eine moderne Trutzburg rollten wir ins Innere eines Betonwalls, wo offensichtlich ein Fußgängerzugang existierte. Was dann bedeutete, dass wir in einem Treppenhaus landeten, wo wir über gefühlt zehn Stockwerke die Räder hinauftrugen. Und landeten in einer vollkommen unübersichtlichen Anhäufung von Gebäuden, die zu touristischen Zwecken errichtet wurden. Selbst wenige Meter vor unserem Hotel mussten wir unser Ziel noch suchen.

Letztlich nahmen wir auch diese Hürde, checkten ein und begaben uns auf Nahrungssuche. Am frühen Nachmittag gestaltete sich das durchaus nicht völlig einfach. Der Dorfteil, indem unser Hotel stand, hatte kollektiv geschlossen, aber offensichtlich waren wir auch nicht ganz im Zentrum dieser 380 Hotels. Welches wir fanden, nachdem wir uns in einen Tunnel begaben, in dem wie auf dem Flughafen Fußgänger über ein Laufband von der Bergbahn ins Zentrum hin- und hergeschleust werden. Die Perversion alpiner Romantik.

Die „Zufahrt“ zur Hoteltiefgarage. Ein SUV-tauglicher Aufzug, der vier Stockwerke in die Tiefe des Bergs hinabführte.

Teuer aber gut wurden wir versorgt. Anschließend widmeten wir uns nur noch einem Programmpunkt – was wir schon am Vortag geplant hatten – und verbrachten den restlichen Nachmittag im Wellnesszentrum des Hotels. Wo uns das immer schlechter werdende Wetter nicht einmal die Sinne trübte.

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Ladies‘ Alpensturm Tag 2

Holzgau – Hahntennjoch – Imst – Mieminger Plateau – Telfs – Inzing 92 km 1415 hm

Ein goldener Spätsommermorgen begrüßte uns. Mit blankgeputzt blauem Himmel rollten wir auf ruhiger Straße das Lechtal bis zum Abzweig zum Hahntennjoch bis kurz vor Elmen hinunter. So ein schönes Tal, und man ist so selten hier.

Dann zweigte die Passstraße ab und sogleich zeigte diese schon vom Tal aus die Zähne. An einer gefühlten senkrechten Felswand führte eine fast diagonal scheinende Rampe hinauf, die dann irgendwann weit oben in Richtung Süden um den Felsen herum führte. Wir standen unten und schauten uns diese Vorstellung zusammen mit einem Schild an, wo der Pass schematisch dargestellt waren.

Ein goldener Moment morgens im Lechtal.

Ein Motorradfahrer war ebenfalls dort bei einer Rast und merkte uns unsere Skepsis an. Nach den gestern durchlittenen Steilheitsschmerzen mit Begleitgeheul brauchten wir einen Moment, um uns zu motivieren. Am Ende siegte der Ehrgeiz und die Aussicht auf schöne Momente und wir gingen‘s an.

Die Rampe war genauso fies wie sie aussah. Sofort musste man alles geben und Wiegetritt bzw. kleinsten Klettergang bemühen. Aber wir schafften sie und schwenkten ein in das nächste schöne Tal mit dem konsonantenreichen Namen Bschlabser Tal.

Und es hatte sich wieder gelohnt: sehr ruhig, landschaftlich ein Erlebnis. Die Straße verlief hier lange mit sehr mäßigen Steigungswerten, sodass wir wirklich Spaß hatten. Bis zum Ort Boden, den man darauf folglich wieder deutlich spürbar steiler verließ.

Blick zurück zum Bschlabser Tal.

Hier erwarteten uns jetzt zunächst wieder fast durchgängig Steigungswerte von mehr als 10%. Bis ca. 2km vor der Passhöhe mussten wir wieder sehr oft mit kleinen Päuschen ökonomisieren. Wir machten dort noch einmal eine etwas ausführlichere Pause, warfen die übrig gebliebene kalte Pizza vom Vorabend ein (es gibt auf Radtour fast nichts besseres!) und in meinem Fall konnte ich die restlichen 2 km dann in einem Zug durchkurbeln. Aber auch Thea mit ihrer viel längeren Übersetzung war höchstens eine Minute später da und spendierte uns an dem Kiosk eine Kaffee. Was nach einer solchen Bergwertung eine unglaublich gute Idee ist.

Nach dem obligatorischen Passfoto am über und über mit Aufklebern bedeckten Passchild kam dann wieder einmal der euphorisierende heiße Ritt ins Tal. In Imst war Mittach und mit dem Hirschen ohne Probleme eine schöne Location gefunden.

Passfoto mit Aufklebern und Busfahrplan.

Hier entschieden wir das erste Mal, von der Planung abzuweichen. Der Vortag steckte uns noch in den Beinen und nach dem Mieminger Plateau nach Seefeld hinaufzuschaffen wären noch einmal mehr als 1000 hm gewesen. Wir beschlossen also, nach dem Mieminger Plateau ins Inntal hinabzufahren und am Einstig vom Kühtaisattel zu übernachten.

Das Mieminger Plateau erreichten wir über einen zumeist sanften Anstieg auf separierter Radroute. Sehr schön und eine überschaubare Aufgabe, allerdings inzwischen ganz schön späthochsommerlich heiß. Freundlicherweise verliefen die letzten steilen Kurve im Wald, bevor wir in Richtung Inntal wieder hinab durften.

Aber, oh oh, was war denn das? Der Radweg leider auf Schotter und die Straße ganz schön verkehrsverseucht. Nun gut, Zähne zusammen gebissen und nach noch ein paar wenigen Metern ging es dann auch deutlich bergab, wo wir mit mindestens 50 Sachen ganz gut im Verkehr mitschwingen konnten. Später stellte ich fest, dass das eine der möglichen Abfahrten vom Fernpass ist. Kein Wunder.

Gegen Ende wurde die Straße auch wieder ruhiger und bald erreichten wir Telfs. Ein kleiner Inntalort mit ganz hübscher Altstadt und noch hübscherer Eisdiele. Die uns noch auf die letzten 30 flachen Kilometer bis Inzing half, wo das gebuchte Hotel auf uns wartete und wir rechtzeitig vor dem Gewitter ein Dach über dem Kopf und wieder eine sehr gute Mahlzeit hatten.

Ladies‘ Alpensturm Tag 1

25.08.2022

Lindau – Bödele – Bezau – Hochtannbergpass – Holzgau 97 km, 1917 hm

An einem strahlenden Spätsommermorgen stand ich am Bahnsteig von Friedrichshafen Ost und wartete auf die Regionalbahn mit Thea drin. Die beiden kamen, ich erwischte auch die richtige Seite fürs Fahrrad, das hatte schon mal geklappt.

Wir wollten uns die ersten 25 flachen km am See entlang ersparen, hatte man diese doch schon so oft befahren. In Lindau begonnen wir deswegen unsere Tour, selbstverständlich mit einem Foto vor dem Löwen auf dem Hafenpodest.

Bis Dornbirn war noch genug flache Warmradelstrecke geboten. Die zwar auch nicht aufregender ist wie von uns nach Lindau, aber wir wollten nicht direkt in die Kletterei einsteigen.

Dieselbe beginnt in Dornbirn doch recht abrupt. Eben noch flach im vom Gletscher glattgehobelten Seetal entlang gerollt, machen die Alpen östlich von Dornbirn ziemlich deutlich ernst. Von jetzt auf gleich rasselt der Gang in einen prozenteverträglichen Ritzelbereich, wo er eine ganze Weile konsequent blieb.

In steilen Kehren führt die Bödelepassstraße aus Dornbirn heraus. Als Vorortbewohner hätte ich hier vermutlich ein E-Bike. Eine ganze Weile ist man noch mit Kurbeln im Ort beschäftigt, als erste Belohnung steht eine Kapelle am Hang, auf deren Treppe wir die Aussicht genossen und einen ersten Riegel tankten. Hier endet auch die alternative Zufahrt durch ein Wohngebiet weiter nördlich. Von oben steht allerdings ein Schild, das vor Gefälle von bis zu 22% warnt – erwähnte ich schon, dass die Alpen hier plötzlich ernst machen?

Der erste Aussichtspunkt der Tour und die Empfehlung, welche Route man als nicht elektrifizierter Radler nicht nehmen sollte.

Weiter ging’s, immer ziemlich gleichbleibend steil um die 10%. Ambitioniert und frisch wie wir waren, war der Drops (selbstverständlich mit leichtem Weinen) jedoch bald gelutscht und wir konnten unser erstes Passfoto schießen. Tatsächlich war das Liegerad zuerst auf dem Pass und konnte die Bergankunft des Rennrads dokumentieren.

Die Abfahrt in den Bregenzerwald ergießt sich in weit schwingenden Kurven durch saftig grüne Wiesen. Schnell ist man dort unten, der Höhenunterschied ist doch noch nicht so gewaltig. Sofort fanden wir den hervorragend angelegten Fahrradweg, auf dem wir zunächst bis Bezau rollten.

Lauschiger Rastplatz direkt am Fahrradweg. Mit Fußbadmöglichkeit.

Wo wir unter einer riesigen orangeroten Markise praktischerweise fast direkt an der Landstraße eine Mittagsrast machen konnten. Stärkung tat Not, der größte Teil der Hausaufgaben stand mit dem Hochtannbergpass noch an.

Gut gestärkt und ebenso gelaunt gingen wir es an. Zunächst noch einige Kilometer ziemlich flach bis Schoppernau, immer schön auf dem vom Verkehr getrennten Fahrradweg. Nach einem weiteren kurzen Stopp mit Fußbad in der Bregenzer Ache machten wieder einmal die Alpen ernst und die Passstraße wurde zu einer solchen.

Bis Schröcken war die Welt noch in Ordnung. Bergauf, aber gut machbar. Gemeinerweise zeigte die Passstraße danach noch ganz schön ihre Zähne. Die Steilheit nahm abrupt schonungslos Dorf zu und war bis zur Passhöhe eigentlich durchgängig als gemein zu bezeichnen. Darüberhinaus war es ja schon unsere zweite Aufgabe, was uns unsere Beine etwas beleidigt zu verstehen gaben. Wir mussten ganz schön weinen und viele Päuschen machen.

Sieht nicht so steil aus, ist es allerdings auf Dauer. Puha.

Um ca. 17:00 war die Heulerei dann aber beendet und wir fanden uns auf einem wunderschönen Passplateau wieder. Beeindruckende Gipfel links und rechts und ein See auf der hier schon baumlosen kleinen Ebene. Kein Fitzelchen Schnee zu sehen nach diesen vielen warmen Wochen.

Auf dem Hochtannbergpass. Ein schöner Übergang.

Die Abfahrt dann wieder euphorisierend: gerade für das Liegerad waren breite lange Rampen dabei, auf denen mein Messgerät einmal knapp 80 km/h maß. Hinab in das schöne Lechtal ging es, von dem ich feststellte, dass ich noch nie dort gewesen war. In Holzgau war die Etappe beendet. Im Hotel Vera Monti wurden schöne Lage, ruhige Unterkunft und richtig schönes Essen geboten. Ein spektakulärer Auftakt fand hier sein würdiges Ende.

Noch mehr Wasser

Annenheim – Rosegg – Faaker See – Villach – Annenheim 54 km

Der Tag begann so sommerlich, wir mussten sogar die Markise ausfahren, um zum Frühstück im Schatten sitzen können. Was uns zunächst ein technisches Rätsel bereitete, aber mit konzentrierten Beobachten und Nachdenken konnten schließlich sogar die Stüzen ordnungsgemäß ausgefahren werden.

Der Faaker See stand heute auf dem Programm. Und damit zumindest ein bisschen Radtourenfeeling aufkommen konnte, hatte ich noch ein paar Kilometer ostwärts geplant.

Die Drau. Auch schon ein recht kräftiger Strom hier.

Zunächst setzten wir uns an den Radweg, der direkt an der Drau entlang führt. Welche wir recht bald überquerten, und zwar auf der Autobahnbrücke. nein, nicht um dem Pannenstreifen, man hatte den Radlern extra ein Untergeschoss gebaut, welche im Falle eines plötzlichen Regengusses sogar für trockene Verhältnisse sorgen würde.

Radweg im Untergeschoss der Autobahnbrücke. Cool.

Die Komoot-Routenplanung schickte uns dann auf eine Landstraße mit bemerkenswert breiten Randstreifen, um gleich danach auf einen lauschigen Wald-Singletrail abzubiegen. Sehr kontrastreich.

Und wir mussten vom Drautal ins nächste Paralleltal rüber. Was das wohl bedeutet? Höhenmeter. Nicht viele, aber in der sommerlichen Mittagssonne waren wir kurz vor dem Überkochen, als es zum Glück wieder bergab Richtung Faaker See ging.

Dessen Besuch sich aber wirklich gelohnt hat. Karibikgrün fast, das Wasser und extrem klar. Allerdings sehr frisch – wir waren selbstverständlich drin, der ist offensichtlich sehr tief.

Schön, aber sehr erfrischend. Der Faaker See.

Ein sehr lauschiges Stück Weg, vor allem immer leicht bergab führte uns am Faakerseebach zum Tal der Gail. Also noch eines der bedeutenden Kärntner Gewässer. Ihr folgten wir aber nur kurz und bogen Richtung Villacher Innenstadt ab. Die Strecke vom See war zwar schön, aber wenig biergartenähnliche Einrichtungen ließen den Durst in unangenehme Größe anwachsen.

Eine gut geplante Route führte uns wieder zurück auf unseren Campingplatz, wo wir noch ein schönes Bad in „unserem“ See genossen. Der etwas weniger kühl war als der Faaker See. Schon wieder ein schöner Tag, den wir hier verbringen durften.

Nach Linz ohne Torte

Eferding – Linz (per Rad), Eferding – Pettenbach im Almtal (motorisiert)

Ach nee, schon wieder ein grauer und kalter Tag sogar mit Regen in der Prognose. Die einzige Verbesserung in diesen Dingen schien der Umstand, dass der kräftige Wind der letzten Tage (egal, in welcher nördlicher Breite wir uns befanden) endlich aufgegeben zu haben schien.

Trotzdem wollten wir an diesem kühlen und grauen Tag nicht unserem ursprünglichen Plan folgen. Der hätte besagt, dass wir nach Linz und zurück radeln – knapp über 100 km. Also Planänderung: wir rollten motorisiert um einiges näher an Linz heran, um von dort nur noch 25 km zurück zu legen. Eferding hieß der Ort, der hierfür günstig gelegen schien.

Wir stellten unser RollingHome am Arbeitsamt ab. Da wollte am Sonntag sonst keiner parken, bis auf die wenigen Menschen die entweder ein Döner bei Musti’s Imbiss holten oder sich am Zigarettenautomaten-DriveIn sich mit Drogennachschub selbstverständlich auf vier motorisierten Rädern versorgten.

Der Radweg führte gleich sehr lauschig durch die Rhein- ach nein, die Donauauen. Ein olfaktorisches Highlight, ohne Ende blühte der Holunder am Wegesrand und ließ uns in einer wahren Holunderblütenduftwolke dahinrollen.

In den Donauauen.

Wir mussten nach einer Weile auf die nördliche Donauseite wechseln, wie wir feststellten. Am Fähranleger angekommen, war sie aber eben angekommen. Hätte man nicht besser planen können.

Eine lautlose Seilfähre zog uns jetzt mit der Donauströmung auf die andere Seite. Nur beim Anlegemanöver wurden hörbar die Maschinen eingesetzt.

Die Seilfähre nach Ottensheim

Nervigerweise führte der Donauradweg noch einige Kilometer an einer lauten Bundesstraße entlang, bevor wir an den -gestaden der Donau auf den Hauptplatz in Linz einrollten. Hier war außer einer Straßenbahnbaustelle wenig los, wir gönnten uns Espresso und Eis.

Fast dramatisch, der Himmel über Linz.

Eine kleine Rundfahrt führte uns zum Schluss zu Anton Bruckner und dem nach ihm benannten Konzerthaus. Ein interessanter Bau, alles in allem schien uns Linz aber nach Karlsbad und Passau nicht so attraktiv. Dazu beigetragen hat natürlich auch der dunkelgraue Himmel.

Am Brucknerhaus. Ein Dirigentenbewerber war auch dort.

Und als dieser auch noch undicht wurde, steuerten wir den Bahnhof an und nahmen ein zwar in die Jahre gekommenes, dennoch regelmäßig verkehrendes Bähnlein zurück nach Eferding. Im Regen steuerten wir den nächsten Campingplatz bei Pettenbach, also schon im Salzkammergut an. Schlechtes Wetter, aber sehr guter Campingplatz!

An der schönen blauen Donau

(Aber blau ist sie überhaupt nicht, gelogen!) Schlögen – Passau – Schlögen 79 km

Endlich stand mal eine ordentliche Ausfahrt auf zwei Rädern auf dem Programm. Wir hatten unseren Standplatz an der Donau genau zwischen Linz und Passau gewählt, sodass beide Städte als Radel-Tagestour hin und zurück erreichbar wären. Und dieser Ort ist genau an der Donauschlinge bei Schlögen. Hier ist auch noch ein besonders schöner Platz, um ein paar Tage zu verweilen.

Der Tag begann frisch und mit kräftigem Wind wie die Tage zuvor auch. Allerdings war schon heute früh viel Sonne dabei und die Wolken nur harmlose, nett anzuschauende Beigaben auf dem strahlend blauen Himmel.

Bei immerhin zweistelligen Temperaturen rollten wir los. Die erste Hälfte rollte allerdings nur bedingt, da wir diesen kräftigen Nordwestwind meistens genau von vorne hatten. Zudem bietet das Donautal in dieser Gegend steile Hänge, die man gerne ansieht, die aber den Radweg immer auch mal wieder einige Höhenmeter über der Donau hinauf ziehen lässt.

Hier sieht man es ganz deutlich. Die Donau ist überhaupt nicht blau, eher matschegrün. Der Inn ist schuld, der bringt so viel Alpen mit.

Der Radweg ist tatsächlich sehr gut ausgebaut und fast durchgängig gut asphaltiert. Was für ein Unterschied zu der Infrastruktur im Erzgebirge. Und immer wieder kann der Blick über den Fluss und die Hänge rechts und links schweifen. Hier ein Kircherl, dort eine Burg und viel Laubwald. Sehr schön.

Wir kurbelten fleißig gegen den Wind an und nach gut zwei Stunden hatten wir die knapp 40 km hinter uns gelassen. Abrupt wechselte die Szenerie von Natur zu barocker Innenstadt. Am Kirchenplatz direkt an der Brücke in die Innenstadt erhielten wir Getränk und fanden ein gutes Plätzchen, um die Räder abzustellen.

Passau empfing uns hier. Das sah schon mal gut aus.

Dann zogen wir zu Fuß in die Innenstadt. Auch hier wieder Barockbauten soweit das Auge reicht. Beeindruckend auch der Stefansdom und seine weltberühmte Orgel mit fünf Teilorgeln und insgesamt 17974 Orgelpfeifen.

Was für eine Orgel, Dabei sieht man nur eine von fünfen.

Dem Dackelmuseum statteten wir einen Besuch ab. Ca. zweieinhalbtausend Dackel-Sammelstücke wurden hier zusammengetragen. Die Betreiber müssen sich gerade mit der Stadt Passau streiten, weil sie unerlaubterweise Stühle und einen Sonnenschirm draußen stehen hatten. Skandalös, wie wir meinen und wir unterschrieben selbstverständlich auch die Petition zur Rücknahme des Rechtsbegehrens.

Dackel ohne Ende.

Es blieb noch der Rückweg, der aber wegen dem immer noch kräftigen Wind sehr viel Spaß machte. Der blies uns jetzt konsequent heimwärts und schraubte den Schnitt um einiges nach oben. Ein schöner Tag war um ziemlich genau 20:00 Uhr zu Ende, als wir wieder auf dem Campingplatz einrollten.

Wir erwischten noch die letzte Abendsonne auf dem Campingplatz

Ofen aus!

St. Maria Müstair, Tschierv, Ofenpass, Ova Spin, Zernez, (Klosters) – Serneus 41 km

Der Wettergott hatte uns erhört und tatsächlich verließen wir schon um halb neun das frostig kalte St. Maria, aber in schönem Sonnenschein und nur ein paar Wölkchen, die den frisch-blauen Himmel zierten. Eine wunderschöne Morgenstimmung, auch die Straße war noch sehr ruhig und das Münstertal ist jedes Mal wieder ein landschaftlicher Genuss. Auf sanft geneigten Hängen wellt sich das breite Tal zum Pass hin. So ist auch die Straße: immer mal wieder deutliche Anstiege, von denen man sich immer wieder auf flacheren Passagen erholen darf.

Heute morgen in St. Maria

Zum Schluss scheint sich der Pass noch daran zu erinnern, dass er als vollwertiger Pass auch Kehren haben sollte und so winden sich gerade mal drei Kehren den zum Schluss steilen Hang hinauf. Zu normal sommerlichem Wetter brüllt die Sonne an diesen Hang und der Pass wird seinem Namen gerecht, heute waren die Temperaturen sehr geeignet, um Ausdauersport in Form von Bergaufkurbelei hier zu verrichten.

Dann war auch bald nach ein wenig innerlichem heimlichen Weinen die Passhöhe erreicht und sofort war klar: heute ist der Ofen aus. Ein bissig kalter Wind von Westen und in unsere Richtung dunkle viel Feuchtigkeit verheißende Wolken. Also nichts wie los, keine Zeit war zu verlieren.

Auf dem Ofenpass. Richtung Westen ist aber voll der Ofen aus…

Die Abfahrt und Weiterfahrt führte uns durch den Nationalpark Engadin. Sehr ursprünglich, dunkler Wald und graue Felsen, die heute noch etwas dunkler wirkten. Viel Verkehr, zum Glück dank mehrerer Baustellenampeln immer schwallweise, was wollten die eigentlich alle dort oben?

Man muss noch einmal einen Minipass überqueren, den Ova Spin, im Prinzip ist das genau eine Rampe, die man von weitem sieht und „ach du je“ denkt, aber diese ist schnell abgearbeitet.

Cosima und ich hatten die Etappe schon mit Plan B beplant: Zug ab Zernez, weil die Wetteraussichten je weiter westlich desto zuverlässig nass versprachen. Cosima trat gleich komplett den Rückzug in die Heimat an, ich wollte mit Thea aber noch die schöne Übernachtung in Klosters mitnehmen.

Thea allerdings war wild entschlossen, den Flüelapass noch zu erarbeiten und schoss dann gleich mal als erste ins Tal, um so viel halbwegs trockene Zeit wie möglich mitzunehmen.

Und tatsächlich war meine Ankunft in Klosters dann deutlich nass und sehr kalt. Uh. Das Hotel war um einiges weiter im Tal. Ich nahm die Radroute – ein schrecklich hoppeliger Schotterweg und natürlich total matschig. Nichtsdestotrotz erreichte ich bald das Hotel, das tatsächlich sehr lauschig direkt am Fluss Landquart liegt.

Nachdem ich selbst gemütlich in der Sauna wieder Wärme in die Knochen getankt hatte, kam Thea dann zum Glück zwar nass und durchgefroren aber ansonsten unbehelligt am späteren Nachmittag an. Es muss schon sehr ekelhaft und anstrengend gewesen sein, sie war allerdings ob der etwas durchgeknallten Leistung sehr euphorisch. Und ich verprach ihr, den Pass bei gutem Wetter noch mal gemeinsam unter die Räder zu nehmen, es muss wohl auch sehr schön sein dort oben.

Sehr gemütlich war das da oben vermutlich nicht….

Jetzt war noch eine letzte Herausforderung des Tages zu bewältigen: das Hotel hatte kein Restaurant, aber wir beide Hunger. Ich hatte in Serneus ein toll wirkendes Restaurant ergoogelt, wo wir trotz Dauerregens beschirmt hinlaufen konnten. Nur – das hatte unerwarteterweise Ruhetag, au weia!

Zwei Damen waren im Dorf ihre Hunde lüften, die fragten wir nach Alternativen. Die einzige realistische Alternative war zurück nach Klosters zu kommen – aber wie? Zu Fuß definitiv zu weit. Aber – in der Schweiz funktioniert der öffentliche Nahverkehr und wie von Zauberhand erschien innert weniger Minuten ein Bus, der uns nach Klosters brachte. Wir nahmen das nächste Restaurant am Bahnhof, etwas edel, aber egal. Der Kellner hatte uns beim Bestellen fast schon wieder vergessen, Thea war schon auf der letzten Rille. Dann konnten wir aber doch schnell bestellen, hatten unser Essen in sensationell wenigen Minuten und schafften sogar den letzten Bus zurück eine Stunde später. Das hätte man nicht besser planen können!

So hatte dieser am Ende schrecklich verregnete Tag doch noch seine sehr denkwürdigen Anteile und wir fanden das alles am Schluss sehr lustig.

In die Ostzone

Staffelbach – Obernissa (motorisiert); Obernissa – Erfurt – Obernissa 24 km

Ich vergaß gestern ganz, die Haßberge zu erwähnen. Schrecklicher Name, aber ein durchaus hübscher Höhenzug, der sich parallel zu dem hiesigen Abschnitt des Maintals erstreckt und den wir am Vortag schon entlang geradelt waren. Und heute verließen wir das schöne Franken zunächst über nette kleine Landstraßen, die über die Haßberge führten.

Bald war Thüringen erreicht und nach einigen Tunnels erreichten wir der Erfurter Vorstadtstau. Aber da unser präferierter Stellplatz sowieso etwas außerhalb lag, schwenkten wir wieder auf hier deutlich schlechtere Landstraßen ein. Ein Landgasthof lockte mit echten Thüringer Bratwürsten – da musste natürlich ein kleiner Stopp eingelegt werden, war es doch auch schon deutlich nach Mittag.

In Obernissa war unser Ziel – ein privater Stellplatz, und wir „mussten“ dort bleiben, um unsere Fahrtüchtigkeit wieder herzustellen. Direkt am duftenden Rapsfeld mit Sicht auf Erfurt – schön.

Dann wieder die Räder befreit. Wir rollten nach Erfurt, ganz netter Downhill, liegen wir doch gut 150 m höher. Nix mehr mit Flusstal – die Arbeit drohte am Rückweg.

Erfurt ist wunderschön, wir verbrachten mehrere Stunden zu Fuß dort. Das Wetter war uns ausnahmsweise auch heute mal sehr wohl gesonnen. Am Platz hinter der Krämerbrücke war richtig was los, fühlte sich an wie Außengastronomie. Die darf aber wohl erst morgen öffnen.

Dann wieder zurück den Hügel hoch. Auf einer weniger direkten, aber sehr netten Route arbeiteten wir uns über die Dörfer zurück. Zwischendrin gab es noch einen Supermarkt-Snack – Schnitzelbrot und Frikadellenbrötchen (man muss heuer nehmen, was man bekommt!), der auch für den letzten knüppelharten Anstieg ins Dorf selbst schon wieder halb verdaut war.

Hier war sogar immer noch ein wenig Sonne und mal nicht ganz frostige Temperaturen, sodass wir das erste Mal unsere Klappstühle aus dem Wagen holten, um ein halbes Stündchen noch an einem Abendbier zu nippen.

Am Main

Staffelbach – Zeil – Hassfurt -Schweinfurt – (Bahn) – Ebelsbach – Staffelbach 56 km

Eine schöne ruhige Nacht durften wir hier verbringen, direkt am Main. In der Früh waren diverse Staffelbacher mit ihren Hunden unterwegs, allesamt recht freundlich. Swen besorgte uns bei Bäcker Düsel Backwaren fürs Frühstück und berichtete ebenfalls von freundlichen Einheimischen.

Am Main, direkt bei unserem Stellplatz in Staffelbach

Dann wieder leider indoor gefrühstückt, die ersten Schauer zogen auch schon wieder durch. Dazu ein recht straffer Wind aus westlicher Richtung, also nach wie vor wenig kommodes Maiwetter. Allerdings gab es sie immer noch, die sonnigen Abschnitte. Und gefühlsmäßig hangelten wir uns vom einen zum nächsten.

Der Mainradweg flussabwärts war heute der Plan. Ich kenne diesen zwischen Ochsenfurt und Marktheidenfeld und fand diesen Abschnitt wunderbar. Dann heute mal etwas weiter oben, mal schauen.

Kurz fuhren wir noch am Main entlang, dann verliefen einige Kilometer weniger pittoresk. Zum Teil an der Bahnlinie oder sogar direkt parallel zur Autobahn, naja, in Deutschland gibt es immer wieder solche Abschnitte. Dafür erreichten wir bald Zeil. Hier durften wir den schönen fachwerkgeprägten Ort sogar mit voller Sonne bestaunen. Wir genossen den sonnigen Augenblick ein paar Minuten, um dann beim Blick um die Nächte Häuserecke schon wieder die dunkelschwarze Wand des nächsten Regengusses feststellen zu müssen. Nüssleins Weinhandel hatte einen gut geschützten Torbogen, unter de wir den Schauer vorbei ziehen ließen.

Nach dem Schauer ist vor dem Schauer.

Bis Haßfurt führte der Radweg sogar entlang einer vielbefahrenen Bundesstraße. Immerhin ausnahmsweise mal schön sonnig, man kann nicht alles haben. Haßfurt selbst präsentierte sich ebenfalls mit wunderschön sanierten altehrwürdigen Fassaden, und – was Teilen dieser Unternehmung noch viel wichtiger war – mit einem außergewöhnlich wohlschmeckenden Eis. Der Platz am Brunnen war so günstig und sonnig, dass wir gleich noch die Vorräte vertilgten.

Haßfurt. Schöner Ort, trotz des Namens! Hier gab es Sonne und Eis.

Nach Haßfurt war dann wieder lauschiges Flussradeln im Programm. Allerdings erst, nachdem wir wieder einen Schauer unter dem Dach eines Reisebüros abgewartet hatten. Dann ging es inzwischen mit strammem Gegenwind durch Rapsfelder und schön naturnah direkt am Fluss entlang. Wo uns ein dritter Schauer heimsuchte…

Nach all den erzwungenen und gewollten Pausen erreichten wir dann doch irgendwann Schweinfurt. Ein schönes Rathaus, ein schöner lichter Marktplatz, aber ansonsten eher unprätentiös. ZF hat hier sogar zwei große Standorte und ich Kollegen, mit denen ich regelmäßig zusammen arbeite.
DIn sind allerdings auch gerade nicht in Schweinfurt, sondern eher im HomeOffice irgendwo.

Wieder nahmen wir die Bahn zurück, fanden noch einen Rewe für Bier und sonstige wichtige Dinge des Lebens und ließen uns noch ein paar Kilometer zu unserem Rollhüttchen am lauschigen Platz am Main zurück schieben.

Im Fränkischen

Eichstätt – Staffelbach (motorisiert); Staffelbach – Bamberg – Staffelbach ca. 30 km

Die Abläufe in der doch etwas beengten Haushaltssituation schleifen sich so langsam ein. Die Frühstückssituation ist daher inzwischen ähnlich entspannt wie zuhause. Leider sind wir bisher immer drin gewesen, die Temperaturen lassen die Klappstühle im Heck verbleiben.

Die erste Etappe war dann zunächst eine motorisierte. Wir verlagerten erneut den Standort, Bamberg sollte in radelnder Reichweite liegen. Zunächst auf lauschiger Landstraße Richtung Nürnberg, noch einmal ein paar schöne Bilder des gestrigen Tages vor Augen habend. Allerdings zeigte sich das Wetter jetzt von der noch unfreundlicheren Seite – nicht nur grau und stürmisch, sondern auch immer wieder kräftige Regengüsse. Im Innern eines Wagens ist das natürlich erträglicher als auf einem ungeschützten Fahrrad.

Wir fanden über eine Profi-Wohnmobil-App einen schönen Standplatz bei einem momentan coronabedingt sowieso ausgebremsten Sportverein – direkt am Main. Der Kuckuck schreit ohne Unterlass, ein Bächlein plätschert in den Main hinein und ab und zu fahren Züge vorbei. Ansonsten herrlich grün und ruhig und außer dem vereinseitigen Altkleidercontainer nichts, was den Blick ins Grüne verzerrt.

Ein richtig schöner Stellplatz, direkt am Main und nix los.

Tatsächlich kam die Sonne heraus, als wir die finale Parkposition eingenommen hatten. So ein Glück. Ein Blick auf die smartphonegestützte Karte verriet, dass der Weg nach Bamberg ca. 15 km auf Radwegen verlaufend sei. Also los!

Gegenüber dem Vortag war das Landschaftserlebnis überschaubar, das Altmühltal zu toppen wird aber auf lange Zeit unrealistisch bleiben. Und selbstverständlich erlebten wir diese Reise nach Bamberg nicht ganz trocken und hatten einen Schauer, den wir in einem kreativ gesprayten Radeltunnel abwarteten.

Bamberg war dann doch bald erreicht. Sehr lohnenswert! Viele große und kleine altehrwürdige Gemäuer, denen der Krieg offensichtlich wenig anhatte. Coronabedingt unglaublich wenig los, was ja sehr angenehm ist. Aber aufgrund der Inzidenzen mit offener Außengastronomie, was wir für einen Kaffee und schlussendlich für die Tagesverpflegung bei Sauerbraten und fränkische Schäuferla genossen.

In Bamberg

Was den Eindruck allerdings trübte: Maskenpflicht in der ohnehin sehr wenig besuchten Innenstadt. Da sind wohl abends immer Banden von Party People unterwegs, sodass alle derart gegängelt werden. Mal wieder von der Kategorie „über die Wirksamkeit kann man sich schon mal streiten“.

Der Bamberger Dom

Einen weiteren Regenschauer überlebten wir bei Wöhrl, bei dem wir einen spontanen Shopping-Termin bekamen. Wir fanden aber in den reichhaltig bestückten Auslagen nichts, was wir nicht eh schon hatten. Die Läden hängen voll und keiner braucht etwas…

Sehr hübsch.

Dann wieder zu unserem schönen Standplatz zurück. Wieder füllte sich der Himmel mit reichlich tiefschwarzem niederschlagsträchtigem Gewölk, nachdem wir eine knappe Stunde schönster Sonne genießen hatten können. Wir schafften es bis kurz vor unserem temporären Heimatort, aber der Wolkenbruch war schneller. Zum Glück hatten wir zum Anziehen des Regenzeugs eine Brücke und das rettende Blechdach des Rollhüttchen war nicht mehr weit weg. Rein und gut war. Gegen später gab es noch einmal einen kurzen sonnigen Moment, der das Plätzchen hier in ein sehr fotogenes Licht tauchte. Wir hatten offensichtlich das beste aus dem Tag gemacht.