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Indien 2007 – Trekking in Ladakh (Teil 6)

wunderschöne Ausblicke wie diese können wir während der Wanderung genießen

Wunderschöne Ausblicke wie diese konnten wir während der Wanderung genießen

7. bis 12. September 2007: Am ersten Trekkingtag ging es noch erst ganz gemütlich mit dem Jeep los bis – Überraschung! – zu einem Kloster (Likir). Dessen herausstechenstes Merkmal ist eine riesige Buddha Statue neben dem Kloster. Sie ist erst wenige Jahre alt, was sie nicht minder beeindruckend macht. Von da aus sind wir gemütlich etwa fünf Stunden gewandert bis zu unserem ersten Zeltlager an einem kleinen Bach. Ein durchaus malerisches Plätzchen, aber die Vorteile eines Federbettes, Wasserklosetts, Elektrizität und fließend heißem und kaltem Wasser sind eben doch nicht zu unterschätzen! Klos im ländlichen Indien sind in der Regel ein Loch im Boden durch das man nach Erledigung eine Schaufel Erde kippt. Nennt sich Trockenkompostierung und ist durchaus ökologisch, aber für den verwöhnten Westeuropäer eher gewöhnungsbedürftig!

Fließendes Wasser beim Camping

Fließendes Wasser beim Camping

Am nächsten Tag stand die schwierigste Wanderung auf dem Programm inklusive einem Klosterbesuch (Rizong, sehr schön!) und einem 4.000er Pass. Dafür hatte ich mir extra eine Gebetsfahne gekauft. Ich hab’s geschafft, sie dort oben aufzuhängen, obwohl ich beim Aufstieg zwischendurch kaum mehr Luft bekommen habe und mich am Pass erst mal eine Weile ausruhen musste. Endlich im zweiten Lager angekommen waren wir alle rechtschaffend k.o. Dummerweise habe ich dann in der Nacht Durchfall bekommen, so dass an wandern die nächsten Tage nicht zu denken war. Der Muskelkater war aber auch nicht ganz ohne. Ich bin mit der (sehr fürsorglichen) Küchen- und Zeltcrew im Pick-up mitgefahren und habe die ganze Zeit ladakhische Popmusik gehört. Ein Erlebnis für sich!

Die Gebetsfahne hängt

Die Gebetsfahne hängt

Leider habe ich auch in den nächsten zwei Tagen nur das Schonprogramm (Touren per Jeep) mitmachen können und das hieß (ihr könnt es euch sicher denken): Klöster besuchen! Das erste hieß Lamayuru und ist eines der älteren Klöster in Ladakh. Auf dem Weg dorthin hat uns einer der beiden Jeeps einen gehörigen Schrecken eingejagt, als er mit einem entgegenkommenden LKW einen – zum Glück nur leichten – Unfall gebaut hat. Wieder haben alle mit angepackt, um die beiden Fahrzeuge auseinander zu bekommen und bis auf eine kaputte Scheibe und ein paar Schrammen im Blech war alles gut.

Und schon ist die Scheibe repariert!

Und schon ist die Scheibe repariert!

Der nächste Ausflug ging zum Kloster Alchi, dem ältesten Tempel in Ladakh. Erbaut um das Jahr 1.000 unterscheidet es sich auch optisch von den anderen Klöstern. Auch die kleinen Dörfer um das Kloster sind einen Besuch wert. Natürlich finden sich auch hier die üblichen Souvenirläden, aber warum sollen die Einwohner nicht von den Besuchern profitieren. Trotzdem kann man nur hoffen, dass diese Region niemals von Touristen überrannt wird.

Auch die Gebetsmühlen in Alchi sehen älter aus

Auch die Gebetsmühlen in Alchi sehen älter aus

Neben den vielen Klöstern hat mich die Landschaft hier fasziniert. Sobald man in die Berge geht, ist man nur noch von Stein und Fels umgeben, wenngleich auch in den verschiedensten Farben, zum Teil bunt gemischt zwischen sand, rot, grau oder auch leicht grünlich. Pflanzen sieht man nur selten und eigentlich fast nur, wenn Menschen im Spiel sind. Sobald ein kleines Hochplateau mit Zugang zu Wasser in Sicht kommt, ist es urbar gemacht und leuchtet einem grün entgegen. Die Felder sind in Terrassen angelegt und werden durch ein ausgeklügeltes Kanalsystem bewässert. An den Gebirgsbächen findet man die meisten Bäume, meist Weiden oder Pappeln. In diesen grünen Oasen waren alle damit beschäftigt, die Ernte (Gerste oder Weizen) einzubringen und Viehzeug lief meist frei herum. Es gibt Esel, oder auch Zongs (eine Kreuzung aus Yak und Kuh). Aus der Gerste wird auch ein alkoholisches Getränk namens Chang gebraut, es hat mit Bier wenig zu tun, schmeckt eher säuerlich. Auch Buttertee habe ich probiert, den fand ich tatsächlich ganz gut. Er schmeckt eher wie eine fette Hühnerbrühe. Man wird überall freundlich begrüßt. Schüchtern sind die Menschen hier überhaupt nicht und überaus gastfreundlich. Gestern habe ich von drei Frauen, die bei unserem letzten (und luxuriösesten) Camp im Feld saßen und eine Pause von der Arbeit machten direkt eine Tasse Tee ausgegeben bekommen. Dabei wollte ich nur fragen, ob ich ein Foto machen dürfte. Sie konnten kein Englisch ich kein Ladakhi außer „Hallo“, aber das hat keinen gestört. Ich glaube, ich werde die ersten Tage in Köln alle Menschen damit verwirren, dass ich sie fröhlich anlächle und Hallo sage! Da kann man sich richtig dran gewöhnen!

Erst mal einen Tee trinken!

Erst mal einen Tee trinken!

Auf der Rückfahrt nach Leh haben wir unsere letzten beiden Klöster besucht. Zum einen Basgo, sehr dramatisch auf einem Fels gelegen und mit gleich zwei beeindruckenden Buddhastatuen aber leider etwas baufällig. Das zweite Kloster liegt nah bei Leh und heißt Spituk. Von hier aus hat man einen fantastischen Blick über Leh und das Industal. Auch nach so vielen Klöstern bin ich jedes mal wieder beeindruckt. Zurück im Hotel haben wir den Abend mit der nächsten Reisegruppe verbracht, die am selben Tag in Leh angekommen ist und natürlich wissen wollten, wie das Trekking war. Ich beneide sie nicht, auf dem Pass hatten sie schon Schnee, das Zelten könnte daher ungemütlich werden. Ich bin froh, dass wir noch so viel Glück mit dem Wetter hatten. Zum hartgesottenen Camper hat mich das Trekking nicht gemacht, aber gelohnt hat es sich auf jeden Fall!

Zurück in Leh

Zurück in Leh lag schon Schnee auf den Gipfeln

13. September 2007: An unserem letzten Tag in Leh haben wir einen Jeep gemietet, weil ein Teil der Truppe mit Mountain Bikes vom angeblich höchsten befahrbaren Pass (dem Khardung La mit 5.600m) herunter fahren wollte. Ich habe die Aussicht mitgenommen, bin aber schön brav mit dem Auto wieder runter. Das Fahrrad und ich passen nicht unbedingt zusammen und die Strassen hier sind für ungeübte Biker nicht zu empfehlen! Überhaupt wären die Strassen hier in Indien ein ganz eigenes Kapitel, so wie deren Beschilderung. Glücklicherweise war uns auch am letzten Tag das Wetter hold und die Aussicht sensationell! Aber seht selbst:

Auf halber Höhe zum Khardung La

Auf halber Höhe zum Khardung La

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Indien 2007 – Unterwegs in Ladakh (Teil 5)

Leh

Blick auf Leh

5. September 2007: Leh ist eine kleine, quirlige Stadt und wir haben zwei Tage Zeit sie und die Umgegend zu erkunden. Das schöne an Leh ist, dass hier Ladakhis und Kaschmiris nebeneinander leben und anscheinend ganz friedlich miteinander auskommen. Es gibt viele Läden und Bazare in denen natürlich Stoffe und Schals verkauft werden wie auch die obligatorischen T-Shirts und anderer Souvenirkram inklusive Klangschalen (ja ich gebe es zu, ich habe auch eine mitgenommen!). Daneben gibt es noch lustige Gemischtwarenläden, Kooperativen in denen Aprikosenmarmelade (die wachsen hier, kein Scherz!) und getrocknete Aprikosen verkauft werden, bis hin zu einem deutschen Bäcker mit sehr leckerem Apfelkuchen! Die Auswahl an Restaurants ist ebenfalls gut, von klassisch indisch oder tibetisch bis hin zur Pizza. Unser Hotel ist schön, die Zimmer liegen um einen Innenhof herum und sind mit einer Galerie verbunden, die man wunderbar als Balkon nutzen kann. Einziger Wermutstropfen ist der sporadische Mangel an heißem Wasser. Das gibt es nur morgens, angekündigt vom weißen Rauch des Ofens, der anscheinend den Wassertank erhitzt. Dann ruft der busfahrtgeplagte Tourist: Habemus calida Aqua!

Unser Hotel in Leh

Unser Hotel in Leh

6. September 2007: An unserem zweiten Tag in Leh haben wir eine kleine Tour durchs Tal gemacht und uns zwei Königspaläste und zwei Klöster angesehen. Ausgangspunkt war in Shey, einem der älteren Königspaläste aus dem 17. Jahrhundert. Die Geschichte Ladakhs war zeimlich wechselhaft. Größtenteils von Tibet beeinflusst, dann von den Mogul Herrschern erobert und zuletzt wurde das Königshaus von Kaschmiris vertrieben und musste im 18Jhd. ins Exil nach Stok, einem abgelegenen Palast. Dieses oder besser letztes Jahrhundert war auch nicht wirklich besser, da nach der Unabhängigkeit Indiens, Pakistan an der einen Seite und China an der anderen Seite Jammu Kaschmirs (in dem Ladakh liegt) gezerrt haben. Militärbasen sieht man hier immer noch alle Nase lang, aber die Lage scheint ruhig.

Auch hier wurden wir herzlich begrüßt

Immer wird man herzlich begrüßt

Die nächsten Stationen waren die Klöster Thikse und Hemis. Thikse liegt mitten im Indus Tal auf einem Hügel, und ist umrahmt von unzähligen kleinen Gebäuden, in denen die Mönche wohnen. Besichtigen kann man meist den Innenhof, den Versammlungsraum der Mönche und den Gebetsraum. In Thikse ist der Gebetsraum um eine Buddha Statue gebaut, die zwei Stockwerke hoch ist. Alle Wände und Türrahmen sind irgendwie bemalt (Buddhas, Fabeln, bzw. Gleichnisse usw.) Zusammen mit den Gebetsfahnen ergibt das immer ein buntes und fröhliches Bild.

Das Kloster Thikse

Das Kloster Thikse

Hemis liegt in einer kleinen Seitenschlucht mitten im Berg. Auch wenn es das reichste der ladakhischen Klöster ist, sieht man es ihm nicht unbedingt an. Auch hier haben wir uns den Versammlungsraum und zwei Gebetsräume angesehen. Im zweiten Raum konnten wir zwei Mönchen beim Singen und Trommeln zusehen, das Publikum schien sie dabei glücklicherweise nicht zu stören. Auch wenn sich die Klöster alle ähneln, so hat jedes seinen eigenen Reiz und ich werde nicht müde, sie mir anzusehen. Es ist nur schade, dass die großen Klosterfeste alle schon vorbei sind, das wäre bestimmt ein Erlebnis geworden.

Außen wie innen sind die Klöster sehr farbenfroh

Außen wie innen sind die Klöster sehr farbenfroh

Zum Abschluss unserer Rundreise haben wir uns noch den Königspalast in Stok angesehen. Tatsächlich leben noch Nachfahren der ehemaligen Königsfamilie dort, getroffen haben wir aber leider keinen. In einigen der ehemaligen Wohnräume ist ein Landeskundemuseum eingerichtet, dass auf jeden Fall einen Besuch wert ist. Während des Trekkings stehen noch weitere Klöster auf dem Programm, aber ich bin jetzt schon sehr beeindruckt.

Indien 2007 – Von Manali bis Leh (Teil 4)

5. September 2007: Wir sind gestern in Leh angekommen, also endlich in Ladakh. Der Region, in der wir die meiste Zeit auf dieser Reise verbringen werden. Ich glaube ich habe die anstrengendste und auch abenteuerlichste Busfahrt hinter mir, die ich bisher gemacht habe und bin heilfroh, dass wir nach dem Trekking zurück nach Delhi fliegen und nicht nochmal in einen Bus steigen müssen! Aber alles der Reihe nach!

Verkehrserziehung auf indisch

Verkehrserziehung auf indisch

1. – 4. September 2007: In Manali ging es früh morgens los in Richtung Rothang Pass. Rothang bedeutet „Toter Mann, ganz kalt“. Kalt und ungemütlich nass war auch die Fahrt hinauf.  Es hatte die ganze Nacht geregnet und leider hatte die Strasse darunter gelitten. Schon um sechs Uhr ging die Fahrt los, um möglichst viel Gegenverkehr zu vermeiden, denn die Strasse besteht eigentlich nur aus einer Fahrspur mit gelegentlichen Ausweichstellen. Zuweilen fährt man nur über eine Schotterpiste, die sich bei schlechtem Wetter gerne in diverse Schlammpfützen verwandelt. Ich glaube bei einigen Ausweichmanövern gingen etliche Stossgebete gen Himmel! Aber je höher wir kamen desto besser wurde das Wetter, sodass wir auf dem Rothang Pass (3.975m) doch noch einen schönen Ausblick hatten. Die Manalis nennen das Land hinter diesem Pass das Land hinter der bewohnbaren Welt und das beschreibt es wirklich gut! Es fällt einem schwer zu glauben, dass Menschen mit der Höhe und auch in der schwer zugänglichen Gegend zurecht kommen und auch noch Ackerbau betreiben.

Der Leh Manali Highway - oder eher Schotterpiste

Der Leh Manali Highway – oder eher Schotterpiste

Der Rest der Busreise verlief dann vergleichsweise ereignislos und wir kamen am Nachmittag in Keylong an. Das Dörfchen liegt auf etwa 3.100m und den Rest des Tages haben wir ruhig verbracht, um uns an die Höhe zu gewöhnen. Keylong befindet sich in Lahaul, eine beeindruckende Landschaft aber schon recht karg und nur noch wenig Wald. Die Einwohner ernähren sich hauptsächlich durch den Kartoffelanbau. Lahaul und Spiti ist eine sogenannte „Tribal Area“, die sich zum größten Teil selbst verwaltet. Wie auch die Ladakhis haben sie eine eigene Sprache. Aber auch hier bedeutet „Juleh“ Hallo und man wird auch ständig begrüßt. Viele fragen woher man kommt und wohin man geht. Die Wanderung am nächsten Tag zum lokalen Hindutempel war daher eine sehr fröhliche Angelegenheit und ich habe jetzt sogar eine kleine Brieffreundin! Ein etwa 8-jähriges Mädchen hat mir ihre Adresse diktiert. Wahrscheinlich ist es ihr Hobby, Postkarten aus aller Herren Länder zu sammeln, bald wird sie eine mit dem Kölner Dom haben!

Unsere Unterkunft in Keylong

Unsere Unterkunft in Keylong

Die Akklimatisierung klappt ganz gut, aber natürlich schnaufe ich ganz schön, wenn ich zu schnell oder bergan gehe. Aber Kopfschmerzen, Übelkeit oder was da sonst noch so bei Höhenkrankheit passieren kann, habe ich Gottseidank nicht! Aspirin und 5-6 Liter Wasser täglich sei Dank. Von Keylong ging es weiter nach Sarchu. Eigentlich eine kurze Strecke und wir sollten gegen Nachmittag ankommen, leider riss nach etwa 3 Stunden Fahrt der Keilriemen unseres Busses und die Reparatur dauerte gute vier Stunden. Es musste ein Mechaniker geholt werden, da der Kühler ausgebaut werden musste um an den Riemen zu kommen. Aber auf der Strasse hier hilft jeder jedem, man könnte schließlich selbst liegenbleiben und Hilfe brauchen!

Unfreiwillige Pause

Unfreiwillige Pause

Der Rest der Fahrt, verlief dann etwas unter Zeitdruck, längere Pausen (außer kurze Foto- und Pinkelpausen, nötig bei dem vielen Wasser, das wir in uns hinein schütten!) haben wir uns verkniffen, und kamen dann im Dunkeln gegen acht Uhr ganz schön gerädert und hungrig im Zeltlager an. Meine erste Nacht im Zelt. Acht grad Celsius, ein unbequemes Feldbett und kein heißes Wasser! Das eigene Klo hinter meinem Zelt konnte mich Camping-Weichei auch nicht ganz versöhnen. Ich bin gespannt, wie ich mich beim Trekking schlage. Morgens hatte ich jedenfalls Mühe, mich aus dem warmen Schlafsack ins kalte Zelt zu pellen. Mehr als Katzenwäsche war nicht drin, da es auch schon wieder um sechs losging. Wir hatten etwa 250 km nach Leh vor uns und bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 20km pro Stunde muss man viel mehr Zeit einkalkulieren, als auf den Strassen, die wir Europäer so gewöhnt sind. Aber diesmal lief alles gut, wir sind ohne Probleme über zwei weitere Pässe (Lachalung La 5.065m und Taglang La 5.328m) und über einen ausgetrockneten See auf einer Hochebene gefahren. Da Ladakh so hoch liegt, gibt es hier keine richtige Vegetation mehr, nur in den Tälern (auf 3.000-3.500km Höhe) sieht man mehr Grün und hin und wieder ein paar kleine Bäume. Aber trotzdem eine faszinierende Landschaft. Die Fotos können leider nur ansatzweise die Weite der Gegend hier vermitteln, eigentlich muss man das selber gesehen haben. Die nächsten zwei Tage haben wir Zeit, Leh und die Umgebung zu erkunden, bevor es zum Trekking geht.

Und noch ein Pass!

Und noch ein Passbild!

Ein Nachtrag aus dem Jahr 2014: Dank YouTube gibt es inzwischen viele kleine Videos, die ein paar Eindrücke dieses unglaublichen Leh-Manali Highway geben können.