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Indien 2007 – Von Manali bis Leh (Teil 4)

5. September 2007: Wir sind gestern in Leh angekommen, also endlich in Ladakh. Der Region, in der wir die meiste Zeit auf dieser Reise verbringen werden. Ich glaube ich habe die anstrengendste und auch abenteuerlichste Busfahrt hinter mir, die ich bisher gemacht habe und bin heilfroh, dass wir nach dem Trekking zurück nach Delhi fliegen und nicht nochmal in einen Bus steigen müssen! Aber alles der Reihe nach!

Verkehrserziehung auf indisch

Verkehrserziehung auf indisch

1. – 4. September 2007: In Manali ging es früh morgens los in Richtung Rothang Pass. Rothang bedeutet „Toter Mann, ganz kalt“. Kalt und ungemütlich nass war auch die Fahrt hinauf.  Es hatte die ganze Nacht geregnet und leider hatte die Strasse darunter gelitten. Schon um sechs Uhr ging die Fahrt los, um möglichst viel Gegenverkehr zu vermeiden, denn die Strasse besteht eigentlich nur aus einer Fahrspur mit gelegentlichen Ausweichstellen. Zuweilen fährt man nur über eine Schotterpiste, die sich bei schlechtem Wetter gerne in diverse Schlammpfützen verwandelt. Ich glaube bei einigen Ausweichmanövern gingen etliche Stossgebete gen Himmel! Aber je höher wir kamen desto besser wurde das Wetter, sodass wir auf dem Rothang Pass (3.975m) doch noch einen schönen Ausblick hatten. Die Manalis nennen das Land hinter diesem Pass das Land hinter der bewohnbaren Welt und das beschreibt es wirklich gut! Es fällt einem schwer zu glauben, dass Menschen mit der Höhe und auch in der schwer zugänglichen Gegend zurecht kommen und auch noch Ackerbau betreiben.

Der Leh Manali Highway - oder eher Schotterpiste

Der Leh Manali Highway – oder eher Schotterpiste

Der Rest der Busreise verlief dann vergleichsweise ereignislos und wir kamen am Nachmittag in Keylong an. Das Dörfchen liegt auf etwa 3.100m und den Rest des Tages haben wir ruhig verbracht, um uns an die Höhe zu gewöhnen. Keylong befindet sich in Lahaul, eine beeindruckende Landschaft aber schon recht karg und nur noch wenig Wald. Die Einwohner ernähren sich hauptsächlich durch den Kartoffelanbau. Lahaul und Spiti ist eine sogenannte „Tribal Area“, die sich zum größten Teil selbst verwaltet. Wie auch die Ladakhis haben sie eine eigene Sprache. Aber auch hier bedeutet „Juleh“ Hallo und man wird auch ständig begrüßt. Viele fragen woher man kommt und wohin man geht. Die Wanderung am nächsten Tag zum lokalen Hindutempel war daher eine sehr fröhliche Angelegenheit und ich habe jetzt sogar eine kleine Brieffreundin! Ein etwa 8-jähriges Mädchen hat mir ihre Adresse diktiert. Wahrscheinlich ist es ihr Hobby, Postkarten aus aller Herren Länder zu sammeln, bald wird sie eine mit dem Kölner Dom haben!

Unsere Unterkunft in Keylong

Unsere Unterkunft in Keylong

Die Akklimatisierung klappt ganz gut, aber natürlich schnaufe ich ganz schön, wenn ich zu schnell oder bergan gehe. Aber Kopfschmerzen, Übelkeit oder was da sonst noch so bei Höhenkrankheit passieren kann, habe ich Gottseidank nicht! Aspirin und 5-6 Liter Wasser täglich sei Dank. Von Keylong ging es weiter nach Sarchu. Eigentlich eine kurze Strecke und wir sollten gegen Nachmittag ankommen, leider riss nach etwa 3 Stunden Fahrt der Keilriemen unseres Busses und die Reparatur dauerte gute vier Stunden. Es musste ein Mechaniker geholt werden, da der Kühler ausgebaut werden musste um an den Riemen zu kommen. Aber auf der Strasse hier hilft jeder jedem, man könnte schließlich selbst liegenbleiben und Hilfe brauchen!

Unfreiwillige Pause

Unfreiwillige Pause

Der Rest der Fahrt, verlief dann etwas unter Zeitdruck, längere Pausen (außer kurze Foto- und Pinkelpausen, nötig bei dem vielen Wasser, das wir in uns hinein schütten!) haben wir uns verkniffen, und kamen dann im Dunkeln gegen acht Uhr ganz schön gerädert und hungrig im Zeltlager an. Meine erste Nacht im Zelt. Acht grad Celsius, ein unbequemes Feldbett und kein heißes Wasser! Das eigene Klo hinter meinem Zelt konnte mich Camping-Weichei auch nicht ganz versöhnen. Ich bin gespannt, wie ich mich beim Trekking schlage. Morgens hatte ich jedenfalls Mühe, mich aus dem warmen Schlafsack ins kalte Zelt zu pellen. Mehr als Katzenwäsche war nicht drin, da es auch schon wieder um sechs losging. Wir hatten etwa 250 km nach Leh vor uns und bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 20km pro Stunde muss man viel mehr Zeit einkalkulieren, als auf den Strassen, die wir Europäer so gewöhnt sind. Aber diesmal lief alles gut, wir sind ohne Probleme über zwei weitere Pässe (Lachalung La 5.065m und Taglang La 5.328m) und über einen ausgetrockneten See auf einer Hochebene gefahren. Da Ladakh so hoch liegt, gibt es hier keine richtige Vegetation mehr, nur in den Tälern (auf 3.000-3.500km Höhe) sieht man mehr Grün und hin und wieder ein paar kleine Bäume. Aber trotzdem eine faszinierende Landschaft. Die Fotos können leider nur ansatzweise die Weite der Gegend hier vermitteln, eigentlich muss man das selber gesehen haben. Die nächsten zwei Tage haben wir Zeit, Leh und die Umgebung zu erkunden, bevor es zum Trekking geht.

Und noch ein Pass!

Und noch ein Passbild!

Ein Nachtrag aus dem Jahr 2014: Dank YouTube gibt es inzwischen viele kleine Videos, die ein paar Eindrücke dieses unglaublichen Leh-Manali Highway geben können.

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Indien 2007 – Von Dharamsala bis Manali (Teil 3)

28. & 29. August 2007: In Amritsar begann unsere Magical Mystery Bus Tour, die uns bis Leh bringen soll. Da wir eine recht kleine Gruppe waren, hatten wir in unserem Bus mehr als genug Platz. Unser Fahrer hieß Mr. Ashok mit seinem Assistenten Vijay. Für den besseren Überblick wie die Strecke der nächsten Tage aussieht, habe ich eine kleine Karte gebastelt:

Die Magical Mystery Bus Tour von Amritsar nach Leh

Die Magical Mystery Bus Tour von Amritsar nach Leh, 930km

Erste Station unserer Tour war Dharamsala, bzw. McLeodganj, wie der Ortsteil in dem sich der Exilsitz des Dalai Lama befindet eigentlich heißt. Auch ein spiritueller Ort sollte man meinen, und in einigen Teilen ist er es sicher. Aber ich muss sagen, dass mir Amritsar und vor allem der goldene Tempel von der ganzen Atmosphäre her wesentlich besser gefallen hat. Das mag auch am schlechten Wetter liegen, mit dem wir hier empfangen worden sind. Aber ich hatte eher den Eindruck, dass Dharamsala ein von vielen westlichen Heilsuchenden (im Gegensatz zu Gläubigen) überlaufenes kleines Dörfchen ist, aus deren Verehrung für den Dalai Lama gern Kapital geschlagen wird. Es gibt einen Souvenirladen neben dem anderen und man hat an manchen Ecken den Eindruck, sich in einem Esotherikparadies zu befinden. Am schönsten ist es eigentlich noch, das ganze Durcheinander der verschiedenen Kulturen und Nationen zu beobachten, die hier herumwuseln. Ansonsten fand ich den Ort eher enttäuschend. Nur die Landschaft hier ist wirklich wunderschön, auch wenn wir noch die Reste der Regenzeit zu spüren bekommen. Dharamsala klebt förmlich am steilen Berghang, was spektakuläre Ausblicke bietet, sofern sich nicht gerade ein Regenschauer ergießt.

Buntes Treiben in Dharamsala

Buntes Treiben in Dharamsala

Insgesamt haben wir einen Tag Station in McLeodganj gemacht und den Tag für eine Wanderung genutzt. Das Wetter benahm sich auch zunächst sehr gut. Es gibt in der Nähe von McLeodganj ein paar schöne Wasserfälle, die wir sehen wollten und einen Hindutempel. Leider fing es dann gegen Mittag zu regnen an und zwar wie aus Kübeln. Mir stand das Wasser in den Schuhen, nur gut, dass der Rucksack mit meiner Kamera unter die Regenjacke passte. Nach einer Weile kam die Sonne zum Glück wieder raus, was auch unserer Stimmung etwas half. Nur im Hotel hatte nichts eine Chance trocken zu werden. Ich glaube ich habe noch nie in einem feuchteren Haus übernachtet. Wir waren alle froh, am nächsten Morgen in den Bus zu steigen, auch wenn es eines der komfortableren Hotels der Reise mit TV im Zimmer und Hotelbar war. Und nicht nur ich hatte meine Schuhe zum trocknen mit in den Bus genommen.

Hindutempel bei Dharamsala

Hindutempel bei Dharamsala

30. August 2007: Die Busfahrt nach Manali zog sich bis Abends um halb acht hin. Die Strassen sind eng und oft schlecht und man wird ganz schön durchgerüttelt. Außerdem ist der Verkehr für unser Empfinden chaotisch, wir wundern uns eigentlich dauernd, dass wir keine Unfälle sehen, geschweige denn selber welche bauen. Einen Stau wegen eines Unfalls hatten wir dann doch, passernderweise an einem Stausee (Sorry, dem Kalauer konnte ich nicht widerstehen 😉 ). Es gab unterwegs viel zu sehen, wir haben z.B. einen kleinen Hinutempel in Baijnath besucht, der auf dem Weg lag. Für einen weiteren reichte es nur zu einem kurzen Fotostopp.

Hindutempel in Baijnath

Hindutempel in Baijnath

Je weiter man Richtung Manali kommt, desto landschaftlich schöner wird es. Das Kullu Tal, an dessen Ende Manali liegt, ist sehr malerisch. Hauptsächlich werden hier Äpfel angebaut. Fast glaubt man sich in den Alpen oder der Schweiz, bis man wieder eine vereinzelte Palme sieht oder einem der Geruch von Curry in die Nase steigt. In der Ferne sieht man schon die ersten 4.000er wenn die Wolken den Blick freigeben. Das Tal selber liegt auf etwa 2.000m. Eine grandiose Kulisse.

31. August 2007: Manali will sich anscheinend zu einem indischen St. Moritz entwickeln und baut gerade wie wahnsinnig – überall werden Hotels hochgezogen. Daneben sieht man noch die Bausünden der letzten Jahrzehnte, in denen man Bettenburgen en Masse hingestellt hat. Tatsächlich fährt der vermögendere Inder hier gerne in den Urlaub. Aber im Tal gibt es auch durchaus malerische kleine Dörfer. Zwei davon haben wir heute besucht: Vashisht, berühmt für seine heißen Quellen und Naggar, in dem es ein altes „Schloß“ gibt, was man leider nicht besichtigen konnte weil im Umbau (anscheinend zum Hotel), wie auch einen mit kunstvollen Schnitzereien verzierten Tempel. Ein interessanter Stopp war das Haus von Nicholas Roericht, einem russischen Maler, Wissenschaftler und Philosoph aus dem 19. Jahrhundert. Sein Interesse galt dem Himalaya und er hat viele Jahre im Kullutal gelebt. Sein Haus ist bis heute Galerie und Museum. In Naggar haben wir außerdem leckere Forellen (aus lokaler Zucht) gegessen und danach noch eine kleine Wanderung durch malerische Apfelplantagen gemacht. Diesmal Gottseidank ohne Regen, wenn auch für meinen Geschmack immer noch zu schwül und zu warm! Morgen früh geht es dann so richtig hoch hinaus über den Rothang Pass weiter in Richtung Leh.

In den indischen Alpen

In den indischen Alpen