Schlagwort-Archive: England

Wales

Und wieder ein hervorragendes Frühstück im „Three Salmons“. Mit einem leckeren Riesenchampignon ist dieses Frühstück definitiv der erste Anwärter für die Champignonwertung.

Die erste Teilstrecke führte uns nach Abergaveny. Wunderschön auf kleinen Sträßchen, natürlich hügelig. Das birdy hatte wieder gut zu klettern. Was es aber sehr gut tut, genauso wie sicher und spurtreu die Downhills hinunter schießen. Graham meinte, dass das birdy ja schon sehr „plucky“ sei. Das überstieg meine Englischkenntnisse dann doch und er musste es mir erklären. Er meinte, das birdy hätte sehr viel Spirit, und ich denke, er hat absolut recht.

  
Dann nahmen wir die Abkürzung, die auf der Karte sehr intelligent aussah. Die Radroute hätte einen ganz schönen Zacken ausgefahren. Ungefähr 200 Höhenmeter weiter zweifelten wir die Intelligenz dieser Entscheidung dann doch an und es war auch sehr klar, warum die Radroute um diesen gemeinen Hügel außenrum ging. Immerhin war damit die Kaffeepause in Abergaveny wohlverdient.

Danach war wieder Kanalprogramm. Noch gemütlicher als die bisherigen. Und da etwas erhäht an der Südseite des Flusstales gelegen, öffnete sich immer mal wieder die Sicht auf die gegenüber gelegenen Hügel. Fast 40 Kilometer folgten wir dem Kanal auf allerdings manchmal recht rauher ungeteerter Piste. Aber auch hier beweist das birdy, was es kann: dank Full Suspension bügelte ich um einiges flotter über die manchmal holprigen Wege als Graham mit seinen schmalen 28“-Reifen.

  
Zur Mittagspause scheitere ich dann fast. An einem Monster-Thunfischsandwich, dreilagig, im „Coach and Horses“ im unaussprechlichen Llangynidr. Dazu entpuppte sich die Johannisbeerlimonade als Cider mit ordentlichen 4%. Upps, aber danach ging es umso mutiger auf dem schmalen Kanalpfad weiter.

Nach Brecon beschlossen wir, die Reststrecke bis Llandovery auf der Hauptstraße runter zu reißen. Der Verkehr war deutlich, aber die Straße einigermaßen breit. Einzig der Wind meinte, uns ein wenig von vorne nerven zu müssen. Egal, mit ein bisschen Langstrecken-Langmut zogen wir uns diese letzten zwanzig Meilen rein. Nach 8 Meilen war der Hauptverkehr weg, und nach weiteren 3 Meilen ein unerwarteter Downhill. Bis hinein nach Llandovery hatte die Straße immer ein gleichmäßiges wenngleich nicht starkes Gefälle. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit legte auf diesem Reststück gut zu und das Grinsen wich nicht mehr aus ddem Gesicht. 

Vormittagskirchenkaffee und Erdbeeren

Bridgwater – Usk 76 km

Wir starteten mit einem unglaublichen „Full Tudor“ Breakfast. Tudor hieß das Hotel und full waren wir absolut nach dem Verdrücken dieser Portion, die noch massiver als die vom Vortag war.

Die Tagesetappe begann flach. Wir durchquerten die „Somerset Levels“, ein sehr stark an Norddeutschlan erinnerndes Gebiet. Kühe, Weiden, Entwässerungskanäle. Und keinerlei Hinderungsgrund für den Wind, uns je nach Richtung immer mal wieder kalt und kräftig entgegen zu blasen.

  
Im ersten größeren Ort – Mark – war der Kaffeedurst dann wieder einmal beherrschend. Zufälligerweise findet dort immer Mittwochvormittags in der Kirche eine „Coffee Community“ statt. Reverend Tonya kam eben um die Ecke, als wir die Räder an die Kirchenwand lehnten und freute sich offensichtlich sehr, dass weitgereiste Radler anwesend sein sollten. In der beeindruckenden, großen Kirche, die auf das 12. Jahrhundert zurück datiert, hatte sich schon ein Grüppchen Einheimischer eingefunden. Kaffee und Kuchen gratis für zumeist sehr betagte wunderbar nette ältere Ladies – die Männer waren deutlich in der Unterzahl. Eine ziemlich fitte 90-jährige erklärte mir noch einiges über die Kirche, so gehört eines der Kirchenfenster wohl zu den bedeutendsten in England.  Ein wirklich sehr netter Kaffeestop!

  
Nach einigen weiteren Kilometern auf Landstraßen-Zickzack erreichten wir die Strawberry Line. Eine alte Bahnstrecke, die zum Radweg umfunktioniert wurde. Strawberry Line hieß sie deshalb, weil in dieser Region früher haufenweise Erdbeeren angebaut wurden und sie mit dieser Bahn nach London gekarrt wurden.

Der Bahnlinienweg führte uns bis Yatton, was kurz vor Bristol liegt. Da wir keine Lust hatten, uns stundelang über vielbefahrene Straßen in lnagweiligen Vorstadtgebieten weiter zu bewegen, nahmen wir von dort den Zug Richtung Cardiff, der uns auf die andere Seite des Flusses Severn bringen sollte. Quasi im selben Moment, als wir den Bahnhof erreichten, kam dieser Zug. Besser hätte man das nicht planen können.

Das Ziel dieser Zugfahrt lag schon in Wales. Was man auch sofort an dem Monsterhügel bemerken konnte, dem wir aufs Dach stiegen. Mal eben knapp 300 Höhenmeter. Der Anstieg fast durchgehend steil, unterbrochen durch zwei Stückchen, die sehr steil waren. Mit meinem ersten Rohloffgang aber durchgehend tretbar.

  
Nach noch steilerem Downhill erreichten wir unseren Zielort, ein Städtchen mit dem sehr einprägsamen Namen Usk, nach dem gleichnamigen Fluss benannt. Bemerkenswert deshalb, weil der walisische Name gleich wie der englische ist und ausnahmsweise nicht wie eine durcheinandergekommene Folge von Konsonanten aussieht.

Kanaltag

Topsham – Bridgwater 90 km

Der Tag begann mit einem hervorragenden English Breakfast in der massive-portion-Version, genannt „full route“. Ein Frühstück konzipiert für mindestens 50 km, ich schaffte sogar die letzten Bissen des „multi-seeded“-Toasts – Vollkorn! – nicht mal, so viel wurde uns serviert. 

Zum Start erst mal wieder englische Waschanlage. Auf den ersten Kilometern zahleiche Stopps, die jedes Mal neue Entscheidungen über die Anzahl der verwendeten Regenklamotten erforderten. So wird das nichts mit den 130 km, die Graham vorschwebten. Zudem war die ersten eineinhalb Stunden massives Innenstadt-Rumgeeiere angesagt. Graham fand den Weg aber ohne große Umwege und ohne GPS, was mich schon beeindruckte. Dennoch war der Schnitt aufgrund vieler Stopps zunächst jämmerlich.

Als nächstes war für einige Zeit eine Landstraße angesagt. Nicht sehr befahren, aber teilweise recht eng, wie viele der Srtaßen hier eben so sind. Und – wieder mal – zwei Autofahrer, die offensichtlich nichts verstanden haben und uns arme Radfahrer hölle knapp überholten.

In Cullompton entdeckte ich ein kommunales Zentrum mit angegliedertem Café. Was sich als sehr netter Ort herausstellte, inklusive sehr netter Unterhaltung mit der Caféchefin, die es fast bedauerte, so wenig Rad zu fahren und nicht einmal ein eigenes Fahrrad zu besitzen. 

Danach führte unser Weg eine Weile an einem sehr pittoresken und ruhigen Kanal entlang. Nach der lauten engen Realität der Landstraße fühlte man sich mal eben in eine andere Welt versetzt. Wunderschön, dieser Abschnitt. Einzig die Brückendurchfahrten waren immer sehr tricky auf engem Weg mit der Kante direkt neben einem. Wir schafften zum Glück alle ohne Bad im Kanalwasser.

  
Dann waren einige Kilometer Radroute auf winzigen ländlichen Straßen das Programm. Man radelt hier förmlich zwischen grünen Wänden hindurch, weil diese fast immer durch hohe, senkrecht aufragende Hecken begrenzt sind. Und meistens sehr schmal, nämlich exakt ein Mülllaster breit. Als uns ein solcher entgegen kam, bliebe uns nichts anderes übrig, als zurück zu fahren bis zur nächsen Ausweichstelle – zwischen die grünen Wände passt nämlich absolut bloß ein Müllfahrzeug.

  
In Taunton fanden wir wieder ein nettes Café direkt am nächsten Kanal, der uns die letzten zwanzig Kilometer begleiten sollte. Witzigerweise handelte es sich um ein umgebautes öffentliches WC-Gebäude am Rande eines Parks.

Dann ein weiterer Kanal-Radweg, sehr schön auch wieder dieser. Meistens mit immer stärker auffrischendem Wind, wieder als Rückenwnd. Der aber die letzten Kilometer beschloss, sich uns entgegen zu stellen, was ziemlich gemein war. So blieben wir doch nach insgesamt ungefähr 90 km in dem etwas traurigen Ort Bridgwater. Ansonsten hätten wir noch mehr von diesem widerlichen Gegenwind gehabt, und immerhin war es auch schon deutlich nach fünf Uhr, als wir unsere Räder in den Party-Nebenraum des Tudor-Hotels schoben.

Wind im Kreuz

Wüst. Das Wetter heute morgen: stürmischer Wind peitschte Regensalven über die grünen Hügel der Umgebung. Graham hatte allerdings zum Start sowieso bloß 60 km geplant, und so konnten wir abwarten und die Vrohersage verifizieren, die ab 10:00 versprach, dass es zu regnen aufhören sollte. Klappte zwar nicht auf die Minute, aber tatsächlich konnten wir ohne komplett mit Regenzeug bewehrt zu sein losradeln.

Glücklicherweise war die Hauptrichtung des Tages ziemlich genau Richtung Osten, und der kräftige Wind schob uns aus Westen dorthin. An den steilen Hügelaufstiegen war das oft eine willkommene Unterstützung.

Die erste Kaffeepause legten wir in Buckfastleigh ein. Hier stoppten wir an Jolly Rogers Fish Bar, und ich muss ziemlich verdutzt dreingeschaut haben, dass wir im Fischladen zu Kaffee und süßem Pausengebäck kommen sollten. Ich wurde aufgeklärt, dass solche Läden in so kleinen Orten oft sehr multifunktional betrieben werden.

  
Die Gegend hier ist üppig grün. Alte, tief eingeschnittene Hohlwege, über die sich das Blätterdach oft komplett schließt und man regelrecht durch grüne Tunnel radelt. Gut, wenn es gerade mal wieder steil bergauf ging – die Sonne war nämlich mittlerweile doch recht präsent. Aber der kühle Wind ließ einen nicht zu sehr ins Schwitzen kommen.

Kurz vor Exeter eine veritable Bergwertung. Ein Monsterhügel. In Frankreich wäre das bestimmt ein richtiger Col de Dingbums mit ordentlichem Passschild gewesen. Hier scheint man daran gewöhnt zu sein, die Straßen geradlinig über die Hügel anzulegen..

Unser Zielort war Topsham, ein Vorort von Exeter, direkt am Meeresarm gelegen. Offensichtlich früher ein Fischerort, heute fischt man dort eher reiche Leute als potentielle Immobilienbesitzer. Sehr pittoresk, allerdings. Wir fanden dort Unterkunft in sehr fahrradfreundlichen Haus, das nach der lokalen Hauptroute „Route 2“ benannt wurde.